Auxonne - Port Saint Louis du Rhône

Auxonne - Chalon sur Saône

Sonntag 24. Juni. Nach dem Ablegen fährt man durch ein Fluttor in den Kanal zur Schleuse 20 Auxonne. An dieser engen Stelle hofft ein Angler auf seinen großen Fang. Wir hören nur laute Schreie am Ufer als wir vorbeifahren. Eine Angelsehne mehr in der Schraube. Nach 7 sm zweigt der Rhone-Rhein-Kanal ab und in St-Jean-de-Losne bittet man uns ganz links zu fahren, weil ein Drachenbootrennen ausgetragen wird. In Chalon-sur-Saône wurde Nicephore Niepce, der Vater der Photographie, geboren. Wir müssen um die Insel Saint Laurent und dann flussaufwärts in den Hafen fahren. Wir laufen über die Insel und die Brücke in die Altstadt. Durch schattige Gassen kommen wir zu einem weiten sonnigen Platz vor der Kirche Saint-Pierre, die noch geöffnet ist. Auf dem Rückweg zum Hafen fährt ein sehr langes Kreuzfahrtschiff aus der Schweiz unter uns durch die Brücke.

Chalon sur Saône - Mâcon

Montag 25. Juni. Direkt am Hafen befindet sich ein großes Einkaufszentrum. Wir finden zwar keinen Supermarkt aber eine Boulangerie für ein köstliches Frühstück. Schnell noch getankt, dann geht es weiter auf der Saône durch Burgund. Der Fluß weckt Kindheitserinnerungen mit den Geschichten von Tom Sawyer und Huckleberry Finn auf dem Mississippi. Und so haben all die Schriftsteller wie Twain, Verne, Defoe, Stevenson ihren kleinen Anteil daran, dass wir heute hier sind. Der Charakter unserer Fahrt ändert sich. Ab jetzt teilen wir uns den Fluß mit großen Frachtschiffen und Kreuzfahrern. Entsprechend groß sind auch die Schleusen angelegt. Auf halber Strecke zwischen Chalon sur Saône und Mâcon liegt Tournus. Hier verläßt die Saône das nördliche Burgund. Unsere Fahrt führt weiter durch südfranzösische Landschaft mit ihren typischen Ziegeldächern. Der Hafen von Mâcon liegt im Norden vor der Stadt, die bekannt ist für seine nationale französche Weinmesse im Mai. Weil der Weg in die Stadt mehrere Kilometer weit ist laufen wir nur zum Supermarkt und kaufen den guten Wein der Bourgogne und des Mâconnais zur Verkostung am Abend auf der Impuls.

Mâcon - Trévoux

Dienstag 26. Juni. Eine Schleuse und 28 Seemeilen weiter kommen wir nach Trévoux. Wir machen am Schwimmsteg vor der Brücke fest mit Blick auf die kleine Stadt, deren Häuser sich malerisch den Hang hinaufziehen. Wir laufen durch die verwinkelten Gassen und kehren zum Abendessen im Restaurant Le Chaudron (Der Kessel) ein. Eine junge Frau bedient uns freundlich. Wir folgen ihrer Empfehlung und genießen ein erstklassiges Menü: Salat, Cuisse de pintade (Perlhuhn) und Mousse ou Chocolate. Es gibt sie also noch, die gute französische Küche. Nachdem wir schon mehr als einem Monat in Frankreich unterwegs sind haben wir sie heute erst gefunden.

Trévoux - Lyon - Condrieu

Mittwoch 27. Juni. Am Vormittag erreichen wir Lyon, die drittgrößte Stadt Frankreichs. Von unseren früheren Autofahrten ans Mittelmeer ist uns Lyon als Wirrwarr von Autobahnkreuzen und Tunneln in Erinnerung. Wir sind überrascht, wie schön sich die Stadt vom Fluss aus präsentiert. Die Kaimauern, Uferpromenade und Gebäude am Ufer sind restauriert und von bewaldeten Hängen umgeben. Über der Stadt tront die 1870 erbaute Basilika von Fourviére. Im Süden befindet sich auf der zwischen den Flüssen gelegenen Halbinsel das neue Wohn- und Geschäftsviertel mit einigen futuristischen Gebäuden. Hier fließt die Saône in die Rhône, was deutlich am Farbwechsel des Wassers zu erkennen ist. Wir sind auf dem letzten Gewässer angekommen, das uns auf 313 km und 14 Schleusen (190 m lang, 11,40 m breit) zum Ziel unserer Reise führen wird. In der ersten großen Rhôneschleuse Pierre Bénite werden wir mit einem Berufsschiff geschleust. Es geht 12 m abwärts, was durch Schwimmpoller aber recht komfortabel ist. Nach der Schleusung fahren wir auf einem Kanal durch ein Industriegebiet. Wir machen 8,5 kn Fahrt, das bedeutet, dass uns die Strömung hier mehr als 3 kn schenkt. Zurück auf dem Fluss zeigen sich bald die ersten Weinberge des Côtes-du-Rhône. Wir fahren durch die Stadt Vienne und passieren noch die Schleuse Vaugris, dann legen wir bei kräftigem Wind im Hafen Condrieu an.

Condrieu - Valence

Donnerstag 28. Juni. Der Fahrtag beginnt mit dem Kanal zur Schleuse Sablons. Als ein Frachtschiff aus der Gegenrichtung an uns vorbeifährt beginnt für die Impuls ein beachtliches Wellenreiten. Nach der Schleuse auf dem Fluss wird es wieder ruhiger. Über der alten Stadt Andance erinnern drei Kreuze and die "Drei Jungfrauen", die sich aus Verzweiflung in die Rhone stürzten, weil ihre Verlobten von den Kreuzzügen nicht zurückkehrten. Am Flusskilometer 89 befinden sich die Weinberge Croze-Hermitage, die noch aus der römischen Zeit stammen. Ein Ritter, der sich als Einsiedler nach seinem Kreuzzug hier niederliess, soll die Weinkultur entwickelt haben. Auf der weiteren Fahrt zeigt sich in der Ferne die Bergkette der Alpen. Wir fahren noch bis Valence in den Hafen des Epervier. Das soll der größte Binnhafen für Freizeitboote in Europa sein. Wir sind schon bei der Einfahrt enttäuscht, ein Schild weist auf die Wassertiefe von 1,60 m hin. Deshalb bleiben wir an einem Steg nahe der Einfahrt - wieder kein Internet.

Valence - Saint Etienne des Sorts

Samstag 30. Juni. In der Schleuse Beuchastel können wir hinter dem Frachter "Bounty" einfahren. Nach der Schleuse merken wir, dass wir die Geschwindigkeit des Frachters mithalten können und so nutzen wir die Bounty als Schleusentoröffner für den heutigen Tag, der unsere längste Tagesetappe mit knapp 100 km sein wird. In La Voulte-sur-Rhône ragt ein Schloss über das Flusstal, in dem sich schon Ludwid XIII. und Richelieu aufgehalten haben. Über dem Wasser liegt der Gesang der Zikaden. Nur die männlichen Singzikaden machen diesen Lärm, zu dem der Grieche Anakreon meint: "Glücklich sind nur die Zikaden, denn ihre Frauen sind stumm". Um die Mittagszeit geht es in die Schleuse Logid-Neuf. Die Schleusen sind verbunden mit einer daneben liegenden Staumauer, wo über Wasserturbienen Elektrizität erzeugt wird. Das ausströmende Wasser mündet hinter der Schleuse ins Fahrwasser. Dabei entstehen riesige Wasserwirbel, die man aussteuern muss. Ein Blick auf das GPS zeigt eine Geschwindigkeit von 9,5 Knoten, also 4 Knoten Strom. Eigentlich wollten wir nur bis Viviers fahren, aber mit der Bounty läuft es gerade so gut, so das wir auch noch die Schleuse Bolléne mit ihren 23 m Schleusenhub durchfahren. Am kleinen Ort Saint-Etienne-des-Sorts ist eine Anlegestelle in der Karte. Sie ist gerade mal für zwei Boote gemacht und natürlich schon belegt als wir dort ankommen. Lindsey and Dave auf einer 35er Northshore lassen uns längseits gehen. Sie waren 10 Jahre im Mittelmeer und fahren jetzt zurück nach England.

Saint Etienne des Sorts - Avignon - Vallabrégues

Sonntag 01. Juli. Wir passieren zwei Schleusen und müssen beim ausfahren immer durch ein Feld aus Treibholz steuern. Gegen Mittag kommen wir nach Avignon. Man muss um die Halbinsel Piot fahren und dann etwa 3 km den Bras d'Avignon flußaufwärts zum Kai de la ligne. Dabei kommt man an vielen Kreuzfahrschiffen und an der berühmte Brücke Saint Benezet oder Pont d'Avignon vorbei. Die Brücke wurde 1668 durch ein Hochwasser zerstört, ist aber unvergessen durch das französisches Volkslied "Sur le pont d' Avignon". Am Kai de la ligne finden wir einen Liegeplatz. Gegenüber geht es die Treppen hoch auf dem Felsen von Doms. Oben angekommen geht man durch einen herrlicher Park und dann steht man vor der beindruckenden Kathedrale. Von dort steigt man zum großen Platz vor dem Papstpalast ab, in dem 1309-1377 sieben Päpste residierten. Wir gehen essen und spazieren durch die Stadt. Als wir zurück zum Kai kommen ist unser Schiff verholt und liegt aussen im Päckchen an einer Motoryacht. Ein alter Kahn hatte sich auf unseren Platz gelegt. Es wäre alles mit dem Hafenmeister abgesprochen. Wir hatten schon beim Spaziergang überlegt weiterzufahren also legen wir ab und fahren noch zwei Stunden bis Vallabrégues, dem letzten Halt vor unserem Ziel.

Vallabrégues - Port Saint Louis du Rhône

Montag 02. Juli. Gegen Mittag sind wir in Arles, jene Stadt in der Van Gogh über 300 Bilder malte bevor er wahnsinnig wurde. Wie es uns der Engländer vorhergesagt hat, ist der kleine Anleger voll belegt, also weiter bis Port Saint Louis. Der Fluss wird immer breiter, landschaftlich eher eintönig. Am Nachmittag endlich stehen wir vor unserer letzten Schleuse Port-Saint-Louis-du-Rhône. Der Wind hat inzwisch stark zugelegt und wir können nur mit Mühe an der Kaimauer festmachen. Ein großes Frachtschiff aus Kleipedia darf vor uns in die Schleuse und macht sich backbord fest. An der anderen Seite ist noch Platz für uns. Der Schleusenhub ist minimal, etwa 10 cm, dann sind wir im Mittelmeer. Wir fahren 3 sm zum Leuchtturm Saint Louis und dann westwärts zum Port Napoleon, wo unser Mast gelagert ist. Hier wird die Impuls bis zu unserer Weiterreise Ende August bleiben. Geschafft, für knapp 1.600 km und etwa 240 Schleusen (das genaue Zählen haben wir irgendwann aufgegeben) haben wir 62 Tage gebraucht.

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