Givet - Toul

Givet - Haybes

Donnerstag 24. Mai. Ohne die gewohnte Infrastruktur eines Hafens kommen wir besser zurecht als erwartet. Ein kleiner Supermarkt gewährleistet die Versorgung und jeden Nachmittag sitzen wir in einem Caffee am Rathaus um unsere Computer für die abendliche Unterhaltung zu laden und WLAN zu nutzen. Gestern Abend ist allerdings unser Bordnetz zusammengebrochen. 60 Stunden Liegezeit ohne die Batterien nachzuladen hatten ausgereicht. Wir wollen weiter. Hinter Givet wird eine Maasschleife durch den 565 m langen Tunnel de Ham abgekürzt. Da der Tunnel nur eine lichte Höhe von 3,10 m hat legen wir den Hilfsmast und klappen das Bimini nach achtern. Im Tunnel ist es wirklich eng. Der Steuermann fährt hochkonzentriert auf den kleinen Lichtkegel vom Tunnelausgang zu. Kurze Zeit danach passieren wir unserer erste vollautomatische Schleuse. Etwa 300 m vor der Schleuse befindet sich am Ufer ein Empfänger, den man mit der Fernbedienung aktiviert wenn er querab liegt. Daraufhin springt die Signalanlage der Schleuse auf Rot/Grün (in Vorbereitung) und das Schleusentor öffnet sich nach kurzer Zeit. In der Schleuse betätigt man eine blaue Stange und die Schleusung beginnt. In Vireux-Wallerand ist die Anlegestelle voll belegt, man ruft uns zu, wir sollen es zwei Schleusen weiter versuchen. In Haybes angekommen gibt es noch genau einen freien Liegeplatz. Zu früh gefreut, beim Anlegen meldet sich der Tiefenmesser, wir haben leichte Grundberührung. Ein freundlicher Franzose lässt uns längseits seines Bootes GEESKE gehen.

Haybes - Fumay

Freitag 25. Mai. Am Morgen laufen wir am Ufer der Maas nach Fumay um nachzusehen, ob Liegeplätze frei sind. Und tatsächlich, hier ist ausreichend Platz. Also 3 km zurück aufs Schiff bei stechendem Sonnenschein und ablegen. In Fumay bekommen wir eine gute und eine schlechte Nachricht. Die Gute: der Abschnitt bis Charleville ist morgen wieder befahrbar. Die Schlechte: nur mit einer Wassertiefe von 1,60 m. Unser Schiff hat einen Tiefgang von 1,65 m. Der Hersteller hat dabei sicher die maximale Nutzlast von einer Tonne zugrunde gelegt. Wir sind aber deutlich leichter. Andererseits muß die Schifffahrtsbehörde diese 1,60 m garantieren, es sollte also etwas tiefer sein. Das Risiko ist vertretbar, wir werden übermorgen weiterfahren. Die Stimmung verbessert sich deutlich. In einem kleinen Restaurant am Markt geniessen wir am Abend hervorragende französische Küche.

Fumay - Monthermé

Sonntag 27. Mai. Wir legen früh bei leichtem Nieselregen mit Ziel Charleville ab. Direkt hinter der Schleuse Revin fahren wir durch einen Tunnel und weiter durch den Bereich, der gesperrt war. Wir sehen den Bagger, der während der Sperrung zum Einsatz kam. Als wir vor der Schleuse 46 den Schleusenvorgang auslösen schaltet die Ampel von Rot/Grün (Vorbereitung) nicht auf Grün (Einfahrt) sondern auf Doppelrot (außer Betrieb). Anlegestellen gibt es hier nicht, was bleibt uns übrig, wir werfen den Anker und rufen die Schleuse an. Es meldet sich ein Anrufbeantworter mit französischem Text, leider für uns nicht hilfreich. Wenig später kommt eine deutsche Motorjacht. Sie kann so dicht ans Ufer fahren das jemand absteigen und das Schleusentelefon betätigen kann. Nach einer dreiviertel Stunde kommt ein Mann von VNF (Vois Navigables de France), behebt die Störung und es geht weiter. Wir schleusen gemeinsam und erfahren, dass die Strecke hinter Charleville noch bis Juni gesperrt sein soll. So beschließen wir in Montherme anzulegen. Es ist drückend heiß, das Gewitter am Abend bringt auch keine Abkühlung.

Monthermé - Charleville-Mezieres

Montag 28. Mai. Wir warten mit dem Ablegen bis ein Bäckerauto frisches Baguette zum Anleger bringt. Es ist sehr schwül, noch nicht einmal der Fahrtwind bringt Abkühlung. Die Landschaft wirkt eintönig, das Wasser ist schmutzig. Auf der Strecke gibt es mehrere Flachstellen so dass wir ständig den Tiefenmesser beobachten. Als wir plötzlich eine Grundberührung spüren zeigt der Tiefenmesser 3 m an. Wir hatten Treibholz unterm Schiffsrumpf. An der Schleuse Charleville öffnet sich das Schleusentor nur halb und die Ampel geht wieder auf Doppelrot. Dieses mal ist jemand vor Ort und beseitigt die Störung. Wir finden einen Liegeplatz am Anleger vor dem Hafen und gehen in die Stadt. In einem Restaurant auf dem sehr schön gestalteten Fürstenplatz essen wir zu Abend. Nachts gewittert es heftig. Starkregen und Hagelschauer trommeln aufs Deck.

Charleville-Mezieres - Pont a Bar - Sedan

Samstag 02. Juni. Gestern abend kam die gute Nachricht, die Bauarbeiten sind abgeschlossen. Am Morgen leert sich der Steg schnell. Wir wollen erst mittags ablegen und haben noch einen netten Plausch mit der Besatzung der MY Vagabond. Vor der ersten Schleuse 42 Mezieres wieder Doppelrot. Der Bagger liegt noch vor der Schleuse, zwei Schiffe warten in der Einfahrt. Also wieder Ankern in der Maas. Nach einer Stunde geht es weiter. Die einzige Flußtankstelle in der Nähe ist in Pont-a-Bar im Ardennenkanal. Da uns die Alternative, Kanister schleppen, nicht gefällt nehmen wir den Umweg in Kauf, also zwei Schleusen aufwärts in den Ardennenkanal. Wir tanken und weil der Hafen voll besetzt ist müssen wir zurück die beiden Schleusen abwärts. Wieder auf der Maas haben wir nach der Ausfahrt aus Schleuse 38 Villette eine Grundberührung, obwohl der Tiefenmesser 2,40 m anzeigt. Die Betriebszeiten der Schleusen sind von 09:00 bis 18:00 Uhr. Die letzte Schleuse 37 Sedan erreiche wir 20 min vor dem Betriebsende. Die Schleusenlichter sind schon aus - Feierabend. E. ruft den Hafen Sedan an und auf wundersame Weise wird die Schleuse noch einmal aktiviert. Im dahinterliegenden Hafen machen wir fest und begeben uns zur Stadtbesichtigung. Wir finden eine gute Pizzeria, die sich nach kurzer Zeit bis auf den letzten Platz füllt.

Sedan - Stenay

Sonntag 03. Juni. Heute ist ein Bilderbuch-Fahrtag mit Sonnenschein, leichter Brise und herrlicher Landschaft. An der Schleuse 34 Alma steht das Schleusentor offen und in der Schleuse liegen SY Tara und eine Motorjacht aus Enkhuizen. Sie verlegen sich und winken uns herein. Die Schleuse funktioniert wieder einmal nicht. Nach einer Stunde kommt ein VNF Mitarbeiter und der bestätigt, dass die Anlagen ziemlich marode sind. Von nun an fahren wir im Konvoi weiter. Die Kanäle nach den Schleusen sind stark verkrautet. Vor der Schleuse 32 Inor stecken wir bei der Einfahrt in den Schleusenkanal im Schlamm fest, kommen aber gut wieder frei. Der Hafen Stenay ist voll belegt, wir machen im Päckchen an der SY Tara fest.

Stenay - Dun sur Meuse

Montag 04. Juni. Wir wollen nur ein kurzes Stück weiter. Die drei Schleusen passieren wir ohne Probleme und legen noch vor Mittag am Schwimmsteg Dun-sur-Meuse an. Es gibt Strom und Wasser, Wir nutzen die Gelegenheit und die Impuls wir endlich wieder einmal etwas sauberer.

Dun sur Meuse - Verdun

Dienstag 05. Juni. Ein Neun-Schleusen-Tag liegt vor uns. Die erste Schleuse ist automatisiert, danach folgen acht manuell betätigte Schleusen. Bei diesen Schleusen werden sowohl die Schleusentore als auch die Schieber per Handkurbel von VFN Mitarbeitern bedient. Dies hat für uns durchaus Vorteile, es kann kein Doppelrot geben, denn es gibt keinerlei Lichtsignalanlagen. Die Schleusen stehen telefonisch in Kontakt und wenn man ankommt steht das Schleusentor schon offen oder es wird gerade geöffnet. Das Schleusenpersonal ist trotz sengender Hitze freundlich und gut gelaunt. Vor Schleuse 25 Planchette fahren wir nochmals fest. Man muss sich sehr weit backbord von der grüne Boje fernhalten. Später beobachten wir einen Wildwechsel. Ein Reh schwimmt durch den Kanal, schaut uns an und verschwindet am anderen Ufer im Dickicht. Nach der Ankunft in Verdun begeben wir uns auf Stadtbesichtigung und besuchen die auf dem höchsten Punkt der Stadt erbaute Kathedrale Notre-Dame.

Verdun - St. Mihiel

Donnerstag 07. Juni. Nach einem erholsamen Ruhetag in Verdun geht es heute mit neun manuell bedienten Schleusen weiter. Vor der ersten Schleuse 19 Verdun stauen sich die Boote. Es gibt einen Wartesteg und wir legen an. Nach uns kommt ein 20 m langes Kanalboot unter Schweizer Flagge. Die Schweizer schlagen vor, als erstes Boot in die Schleuse einzufahren, damit wir nicht vorne im Wasserwirbel liegen müssen. Wir lassen sie vor und als wir dahinter einfahren wollen winkt uns das Schleusenpersonal wegen Platzmangel ab. Gutes Überholmanöver, sicher unbeabsichtigt. Wir schleusen dann mit einer kleinen Motorjacht und ausreichend Platz in der Schleusenkammer. Während die erste Schleuse noch von vier Personen bedient wird ist in den Folgenden nur eine Person am Werk. Wie vor 120 Jahren, so alt ist der Kanal in etwa, wird alles mit Muskelkraft bedient. Für den Knochenjob sind heute meist junge Schleusendamen eingeteilt. Zwischen Schleuse 13 Troyon und 12 Lacroix stecken wir plötzlich im Schlamm fest, kommen aber wieder frei. Am Ziel, der Halte St. Mihiel, sind alle Plätze belegt und so gehen wir wieder längseits der SY Tara ins Päckchen.

St. Mihiel - Pagny sur Meuse

Freitag 08.Juni. Die Dschungelfahrt geht weiter, heute mit zehn automatischen Schleusen. Die ersten Sieben gehen gut, dann beginnt nach der Schleuse 3 Sorcy das Maaskanalfinale. Backbord liegt ein Zementwerk. Der Kalk scheint hier das Pflanzenwachstum besonders zu fördern. Der Kanal ist total verkrautet, unser Tiefenmessenmesser geht auf Dauerpiepen. Irgendwann sitzen wir fest. Vollgas brachte eine schwarze Spur am Kühlwasserauslass. Ruß oder Impeller? Rückwärts kommen wir frei und es kommt wieder klares Kühlwasser, der Impeller scheint also noch in Ordnung. Die letzte Schleuse 1 Troussey zeigt nach Auslösen der Schleusung keine Reaktion. Wäre ja auch ein Wunder wenn bei einem Zehn-Schleusen-Tag alle Automatik funktionierte. Wir rufen den VNF Service in Verdun an und nach einer halben Stunde kommt Hilfe. Nach dieser Schleuse ist der Masskanal für uns Geschichte. Wir fahren jetzt im Rhein-Marne-Kanal. Das Wasser ist klarer und die Tiefe ausreichend. An der Halte Pagny sur Meuse berichten auch die anderen Motorbootfahrer, das sie im Kraut steckengeblieben sind. Wir tauchen das Schiff ab, beseitigen Wasserpflanzen an Ruder und Saildrive. In der Schraube hat sich eine Angelleine verfangen. Wir versuchen sie so gut es geht mit dem Messer zu entfernen. Segeln ist wesentlich entspannter als diese Kanalfahrerei.

Pagny sur Meuse - Toul

Samstag 09. Juni. Die Fahrt beginnt mit dem 866 m langen Tunnel de Foug. Dahinter geht es zwölf Schleusen abwärts auf das Moselniveau. Abwärtsschleusen ist angenehm, da kaum Wasserwirbel in der Schleusenkammer entstehen. In der Schleuse 19 Ecrouves gibt es dann die obligatorische Störung. Nach 20 Minuten kommt der VNF und gibt einer großen Spinne die Schuld, die Automatik außer Kraft gesetzt zu haben. Zwischen den letzten Schleusen ist das Fahrwasser wieder völlig verkrautet, genau wie im dahinterliegenden Port de France in Toul. Im Hafen schimpfen alle über diese Zustände. Ein Holländer meint das man die Wasserpflanzen doch mähen könnte und ein Schweizer meint, dass Frankreich ohnehin pleite wäre, es will nur keiner eingestehen. Die Captanerie soll ab 17:00 Uhr besetzt sein. Wir wollen den Zugangscode zu den Sanitäranlagen und vor allem den WLAN Zugang. Wir warten eine Stunde vergeblich, kein Hafenmeister läßt sich sehen. Am Abend besichtigen wir noch die beeindruckende St. Etienne Kathedrale in einer sonst menschenleeren Stadt.



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