"Die Begegnung der Völker ist ihrer Verständigung nicht dienlich."
(Johannes Gross)






Toul - Auxonne

Toul - Richardménil

Donnerstag 14. Juni. Nach einem außerplanmäßigen Aufenthalt wegen Sperrung der Moselschleuse Nr. 3 Toul kann es heute weitergehen. Aus dem verkrauteten Hafen kommen wir nach mehrmaligen Festfahren doch noch frei. Drei Schleusen weiter verlassen wir den Rhein-Marne Kanal und sind auf der Mosel. Vor der heute freigegebenen Schleuse müssen wir noch einmal 30 min warten, ein Berufsschiff aus der Gegenrichtung hat Vorrang. Nach der Schleuse fahren wir durch herrliche Mosellandschaft. Wald bis ans Wasser und das Wasser breit und tief. Richtig wohltuend nach der Enge der verkrauteten Kanäle. In der Moselschleuse in Neuves Maisons bekommen wir eine neue Fernbedienung und dahinter beginnt der Vogesenkanal mit seinen 93 Schleusen auf 121 km Länge. Nach zwei Schleusen auf dem Kanal ist an der Halte Richardménil Schluß für heute.

Richardménil - Charmes

Freitag 15. Juni. Ein 15-Schleusen-Tag (Nr 45 bis Nr 31) ist geplant. An der ersten Schleuse 45 Basse Flavigny geht das Tor nicht auf. Unser Anruf beim VNF wird trotz geringer Sprachkenntnisse verstanden, nach einer Viertelstunde geht es weiter. In Schleuse 43 Haute Flavigny steht die eine Stunde vor uns losgefahrene MY "Bakzeijl". Wie wir später erfahren war deren Fernbedienung defekt. Nach dieser Schleuse fährt man über ein Aquadukt, den Pont Canal de Flavigny, das über die Mosel führt. Später fahren wir durch Platanen Alleen, die vor langer Zeit an den Ufern des Kanals gepflanzt wurden. Schleuse 42 Benny geht nach Rot/Grün auf Doppelrot, also rufen wir wieder beim VNF an. Bei Schleuse 39 Bayon ist ein VFN-Mann schon vor Ort. Schleuse 37 Chaurupt wieder Doppelrot. Während des Anrufs beim VFN hören wir: une personne arriver. Super, jetzt verstehen wir sogar die Antwort. Man muß gelassen bleiben, genau wie die VFN-Leute, die immer freundlich sind. Am Ende erreichen wir trotz der vielen Störungen unser Tagesziel Charmes, eine 500 Seelengemeinde mit aufmerksamem Platzwart. Kaum liegen wir fest wird auch schon kassiert. Die Anlegestelle für gerade mal drei bis vier Boote befindet sich an einem Parkplatz für Wohnmobile.

Charmes - Thaon les Vosges

Samstag 16. Juni. Ein 11-Schleusen-Tag (Nr 30 bis Nr 20) und dieses mal geht alles gut, keine einzige Störung auf der Strecke. In den Schleusen agieren wir routiniert. An der Leiter das Schiff an der Mittelklampe festmachen, einer steigt die Leiter hoch, nimmt die Heck- und die Bugleine, Mittelklampe lösen, Schiff zu den Pollern traideln, Automatik auslösen. Die Wasserwirbel beim hochschleusen sind beachtlich und so tanzt das Schiff in der Schleusenkammer und muß von den beiden Leinen im Zaum gehalten werden. Ist das Schiff oben angekommen, steigt man wieder ein und weiter geht es. In Thaon-les-Vosges liegen wir als einziges Schiff. Es gibt einen Supermarkt in der Nähe der Anlegestelle und so gibt es am Nachmittag reichlich frische Kirschen.

Thaon les Vosges - Uzemain

Sonntag 17. Juni. Wie weit wir heute kommen wissen wir beim Start noch nicht. Wir passieren vier Schleusen bis Epinal. Hier beginnt die große Schleusentreppe Chaîne de Golbey mit 15 Schleusen, die uns zum Scheitelpunkt de Kanals auf 365 m über NN führt. Dort ist unser Bergfest. Zum Glück ist die Schleusentreppe ferngesteuert. Wenn nicht gerade ein Schiff entgegenkommt, sind die Tore der folgenden Schleuse zur Einfahrt offen. So können wir schon 14:00 die letzte Schleuse der Chaîne de Golbey verlassen. Von nun an geht es bergab. Nachdem wir noch 8 Schleusen abwärts geschleust sind finden wir einen kleinen Anleger an einem Picknickplatz mitten im Nirgendwo. So wurde es heute ein 27-Schleusen-Tag (Nr 19 bis Nr 1 aufwärts und Nr 1 bis Nr 8 abwärts) und wir legen uns erschöpft aber zufrieden schlafen.

Uzemain - Fontenoy le Château

Montag 18. Juni. Wir starten früh, denn bis zu unserem Tagesziel müssen 26 Schleusen (Nr 9 bis Nr 34) bewältigt werden. Die Fahrt verläuft sehr ruhig und langsam durch den von Wald gesäumten Kanal. Es gibt einen asphaltierten Radweg am Ufer, den auch die VNF Leute mit ihren kleinen Autos nutzen. Sie sind hier ständig auf Kontrollfahrt unterwegs und das ist auch gut so. Als wir bei Schleuse 22 wieder mal eine Störung angezeigt bekommen hilft nicht mal das Telefon. Beim Versuch anzurufen gibt es nur die Mitteilung: Mobilfunknetz für Sprachanrufe nicht verfügbar. Aber nach kurzer Zeit ist ein VFN Mann vor Ort. Am Ziel angekommen sind wir enttäuscht. Port Fontenoy-le-Château klingt so großartig, aber im Ort gibt es nicht einmal eine Gaststätte für unser Bergfest. Am Liegeplatz liegt hinter uns ein Motorboot aus Basel, ein Eigenbau aus Alu wie der Skipper stolz berichtet. Er lebt mit seiner Frau nun das 15. Jahr auf dem Schiff. Vor uns liegt ein Motorboot aus Gibraltar. Das ältere Paar fährt von hier zu den Berliner Seen und will anschliessend über die Donau ins Schwarze Meer - Respekt.

Fontenoy le Château - Corre

Dienstag 19. Juni. Die letzten 11 Schleusen (Nr 35 bis Nr 45) des Vogesenkanals führen uns nach Corre. Bei Selles wird wieder eine Brücke per Hand zur Seite gedreht. In Corre gehen wir in den unteren Hafen auf der Petite Saône. Nach vielen Tagen gibt es endlich wieder eine Dusche für uns. Leider hat die Gaststätte am Hafen zu. Im Ort werden wir auch nicht fündig, uns bleibt nichts übrig als unsere Bordküche zu bemühen. Die Fahrt durch den Vogesenkanal fanden wir viel entspannter als erwartet. Der Kanal verläuft nicht schnurgeradeaus sondern folgt dem Verlauf waldreicher Täler. Wir hatten keine Probleme mit der Wassertiefe, das Wetter blieb stetig schön und die uns umgebende Natur schenkte Ruhe. Eine Region mit viel Natur, wenig Infrastruktur, lückenhaftem Mobilfunknetz und ohne WLAN.

Corre - Port sur Saône

Mittwoch 20. Juni. Ein herrlicher Sommertag. Wir sind endlich der Kanalenge entkommen und fahren endlich auf dem Fluß, der zwischen Corre und Saint Jean de Losne aufgrund der unweiten Quelle in den Vogesen mit "kleinen Saône" benannt ist. Es ist ausgesprochen angenehm, das Licht ist schön, der Fluß ist breit und tief genug. Getreidefelder, Wiesen und kleine Dörfer prägen die Landschaft. Es gibt heute nur vier kleine Schleusen bis zum Tagesziel. Die Automatik wird nicht mit einer Fernbedienung ausgelöst sondern durch das Drehen einer Stange, die 100 m vor der Schleuse an einem über den Kanal gespannten Seil hängt. Klingt altmodisch funktioniert aber gut. Wir fahren in den Hafen von Port sur Saone und legen direkt an der Attrappe eines Leuchturms an, der mit einem Schlid "WiFi" wirbt, funktioniert aber nicht. Wir sind enttäuscht. Auf unseren Asienreisen haben wir in jeder Bambushütte free WiFi gehabt, Frankreich dagegen präsentiert sich uns als WiFi free. In der Stadt finden wir im Restaurant La Pomme d'Or endlich die Gelegenheit unser Bergfest zu feiern.

Port sur Saône - Seveux

Donnerstag 21. Juni. Wieder herrliches Sommerwetter. Nach dem Ablegen fahren wir drei Schleusen zu Tal und fahren in die Zufahrt zum Tunnel Saint-Albin. Der Tunnel wurde für die Abkürzung einer Flußschleife gebaut um den Schiffsverkehr zu beschleunigen, er ist 681 m lang und wurde 1880 fertiggestellt. Für uns zeigen alle Ampeln auf Grün so dass wir ohne Wartezeit passieren können. Der weitere Fahrtag verläuft ruhig und nach drei weiteren Schleusen legen wir im Hafen von Seveux an. Wieder kein WLAN, noch nicht mal Baguette im ein Kilometer entfernten Dorf.

Seveux - Auxonne

Freitag 22. Juni. Die große Hitze der vergangenen Tage scheint vorbei. Am Morgen weht ein kühler, leicht böiger Wind. Wir fahren durch den 643 m Tunnel de Savoyeux und nach Schleuse 13 wieder auf die Saone. Das satte Grün der Laubbäume am Ufer spiegelt sich im Wasser. Weite Teppiche aus gelben Teichrosen wachsen in Ufernähe. Ein Kuckuk ruft, ein Eisvogel zeigt sich und viele Schwäne tummeln sich auf dem Wasser. Wir sind schon gegen 14 Uhr in Grey und wollen in der Stadt anlegen. Wassertiefe 1 m steht dort angeschrieben. Wir rechnen kurz, ob wir es noch bis zu unseren morgigen Ziel Auxonne innerhalb der Schleusenöffnungszeiten schaffen könnten. Wir fahren mit 6 kn über Grund, der Strom hilft dabei mit 0,5-1 kn. ETA 19:00 wäre machbar. Wie geplant erreichen wir Auxonne. Im Hafen H2O empfängt uns ein netter Hafenmeister der fliessend Englisch und etwas Deutsch spricht. Und das Beste: seit Wochen wieder mal richtiges WLAN. Die Stadt ist eine alte Garnisonsstadt, viele ALtbauten sind erhalten aber nicht restauriert. Napoleon Bonaparte war als junger Leutnant hier stationiert (1787–1791). Ihm zu Ehren steht auf dem Kirchplatz ein großes Denkmal. Am Abend findet hier ein Kulturfest mit Folklore und Bigband statt.



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