Port Saint Louis du Rhône - Barcelona
Unser Flieger startet am 16. August um 06:30 Uhr und nach 80 Minuten in der Luft landen wir in Marseille. Mit dem Bus
fahren wir nach Martigues, steigen dort um und fahren weiter bis Port-Saint-Louis. Inzwischen ist es Mittag und wie
bei der Abfahrt vor 4 Wochen ist es sonnig und viel zu heiß. In einem Bistro an der Schleuse erholen wir uns kurz
und bitten die Wirtin, uns ein Taxi zu bestellen. Der Taxiruf endet erfolglos aber die Wirtin bietet uns sehr freundlich
an, uns in ihrem Auto zum Port Napoleon zu fahren, "Service des Hauses" sagt sie lächelnd. Wenig später sind wir am Ziel.
Die Impuls sieht unbeschadet und recht sauber aus.
Port Saint Louis du Rhône - Saintes Maries de la Mer
Freitag 17. August. Zum Abschied gönnen wir uns ein petit-déjeuner im Hafenrestaurant, dann legen wir ab. Es ist windstill
und heiß, nur der Fahrtwind bringt etwas Erfrischung. Nach verlassen des Golfs des Fos frischt der Wind auf, leider
direkt von vorn. Bei weiter zunehmenden Wind und Wellen fahren wir nach Saintes Maries de la Mer,
wo wir nach 18:00 Uhr im Port Gardian nach einem Liegeplatz fragen. Der Hafen ist voll, wir müssen mit einem
Platz am Fischerkai ohne Strom vorlieb nehmen. Saintes Maries de la Mer ist heute der Hauptort der Camargue. Das
ehemalige Fischerdorf konnte sich seinen Charme erhalten. In den Gassen der Altstadt reihen sich Restaurants und Boutiquen
zur Unterhaltung zahlloser Touristen aneinander. Zum Abendessen haben wir das Restaurant "Les Launes" direkt am Hafen gewählt.
Wir genießen ein Menü mit Soup de Poisson, Paella mit Kaninchen und Meeresfrüchten und zum Dessert gibt es Formage.
Saintes Maries de la Mer - La Grande Motte
Samstag 18. August. Vormittags kaufen wir in kleinen Supermärkten in der Innenstadt ein paar Vorräte. Saintes Maries gefällt
uns sehr, aber ohne Strom geht nicht und so ziehen wir weiter. Endlich heißt es wieder "Segel setzen". Bei leichtem halben Wind
gleitet die Impuls durchs türkisblaue Wasser. Im Golf von Lion ist reger Betrieb, vor allem Jet-Skis sind unterwegs.
In der Ferne zeigt sich die weiße Betonsilhouette der Riesenmarina Port Camargue mit ihren 5.000 Liegeplätzen und westlich davon
die Pyramidenhäuser von La Grande Motte, unserem Ziel. Auch diese Marina ist mit ihren 1.500 Liegeplätzen sehr groß.
Die Hafenmeister im Hafenbüro managen den Betrieb wie in einer Hotelrezeption. Die Schiffspapiere werden bis zum Verlassen der
Marina einbehalten.
Rund um den Hafen befinden sich Ferienappartements, zahlreiche Geschäfte und Restaurants. Vor 50 Jahren wurde die am Reißbrett
entworfene Urlauber-Retortenstadt eingeweiht. Damals beschloss die Regierung die Küste zwischen Montpellier und Perpignan zur
Feriendestination umzuwandeln damit die Franzosen ihr Urlaubsgeld nicht in Spanien oder Italien ausgeben. Es entstand diese
monströse Betonkulisse, die heute als Architekturikone gepflegt wird.
La Grande Motte - Sète
Montag 20. August. Nach einem Ruhetag ziehen wir weiter. Wir segeln bei Sonnenschein mit halbem Wind von 3-4 Bft
Richtung Süden. Es ist erfrischend, einfach herrlich. Vor Frontignan fahren wir näher an die Küste und werfen den Anker für
eine Badepause. Beim schwimmen bemerken wir, dass am Bug unserer Impuls ein 2 cm dickes kleines Korallenriff gewachsen ist.
Für die kurze Liegezeit von 45 Tagen ist das schon beachtlich. Nach einer Ruhepause fahren wir weiter nach Sète.
Die Hafenanlagen entstanden im 17. Jhd mit dem Bau des Canal du Midi, der hier ins Mittelmeer führt. Auch die Kanäle, die heute
noch die Stadt durchziehen und ihr einen ganz eigenen Charme verleihen, stammen aus dieser Zeit. Im Kanal liegen Fischerboote
und an den Ufern reiht sich ein Restaurant an das Nächste. Bei unserem Spaziergang am Abend sind alle sehr gut besucht.
Auch wir nehmen Platz und essen gegrillte Dorade mit Ratatouille und Kartoffel mit Olivenpesto.
Sète - Gruissan
Dienstag 21. August. Bei Sonnenschein und Windstille ist es schon morgens im Hafen drückend heiß. Jede Bewegung
treibt uns Schweißperlen auf die Haut. Wir sind froh als wir wieder auf dem Meer sind und den Fahrtwind um die
Nase haben. In gemütlicher Fahrt kommen wir zum Cap d'Agde mit der vorgelagerten Insel Brescou und weiter nach Gruissan.
Auch hier entstanden in den 70er Jahren große Feriensiedlungen rund um den alten Ort mit den Ruinen einer
Burganlage auf einem Hügel. Unser Liegeplatz ist mitten in der Stadt am Kai vor den Restaurants, die sich wieder
rund ums Hafenbassin aneinanderreihen. Wir erinnern uns an unsere Rundreise durch Frankreich im Juli 1995.
Aus den Pyrenäen kommend machten wir hier Halt und liefen um den Hafen. Die Weltumsegler, die wir damals gesehen haben,
leben immer noch in der Marina und verkaufen wie damals Schmuck an die Touristen.
Wir fühlen uns wohl hier und bleiben zwei Tage.
Gruissan - Leucate
Donnerstag 23. August. Am Wochenende soll es stürmisch werden. Wir wollen nach Leucate, weil dort laut einer Werbebroschüre
ein Festival Classice & Jazz stattfinden soll. Also legen wir ab. Der Wind weht schon kräftig im Hafen. Wir können mit halbem
Wind sehr schön segeln.
In Leucate legen wir im Bassin Central an, nicht wissend, das der Stadtkern am Bassin Sud liegt. Wieder kein freies Internet,
lediglich ein Angebot für 5€ pro Tag - die spinnen die Franzosen.
Wir laufen 10 min zum Stadtzentrum. Es herrscht reger Urlauberbetrieb, sonst gibt es nichts sehenswertes. Das Jazz Festival
erweist sich als Fake. Wir setzen uns in eine Bar am Hafen und mit einer Karaffe Wein bessert sich die Laune deutlich.
Wir müssen hier drei Tage abwettern. Es ist eine typische Mistral Wetterlage mit einem Hoch über der Biskaya und einem
Tief über Norditalien. Der Wind heult von Freitag bis Samstagabend ohne Unterbrechung mit Windstärke 8-9 Bft im Hafen.
Sonntag beruhigt sich die Wetterlage endlich.
Leucate - Port Vendres
Montag 27. August. Entlang des Alberes Massivs, das zu den östlichen Pyrenäen zählt, segeln wir in ruhiger Fahrt bei
schwachem Wind gen Süden nach Port Vendres. Der Naturhafen ist durch die umgebenden Hügel vor allen Winden geschützt.
Rund um den Hafen spielt sich das kommerzielle Leben der kleinen Stadt ab. Die Wohnhäuser liegen an den Hängen und sind
über steile Straßen und Treppen zugänglich. Am Abend bummeln wir um den Hafen und wählen ein Restaurant, das Zarzuela,
eine katalanische Spezialität, anbietet. Erlesene Fischfilets und Meeresfrüchte werden mit Zwiebel, Tomate, Paprika,
Kartoffelscheiben und Knoblauch angebraten, dann mit Wein abgelöscht und gewürzt. Köstlich!
Port Vendres - Empuriabrava
Mittwoch 29. August. Port Vendres war unser letzter Hafen in Frankreich, deshalb wechseln wir die Gastlandflagge.
Der Himmel ist bewölkt als wir am Vormittag ablegen. Draußen auf dem Meer scheint wieder die Sonne. Windfinder hat
heute bis 25 kn Wind von achtern vorhergesagt, davon ist nichts zu spüren. Nach dem Cap Béar segeln wir nur mit Vorsegel
wieder sehr gemütlich entlang der beeindruckenden Steilküste. Nach ein paar Stunden sind wir am Cap de Creus vorbei.
Der Wind frischt deutlich auf. Dann sehen wir dunkle Wolken über dem Golf von Roses, dort wollen wir hin. Mit etwas Glück
könnte das Wetter sich verzogen haben bis wir ankommen. Dem ist aber nicht so. Es ist diesig und obwohl der Golf von
einer Hügelkette gegen Nordwind geschützt sein sollte bläst derselbe zeitweise in Sturmstärke bis zu 30 kn.
Wir fahren auf den Leuchtturm der Hafeneinfahrt Empuriabrava zu. Hinter der Mole der Hafeneinfahrt ist es ruhig und wir
bereiten das Schiff zum Anlegen vor. Empuriabrava wurde Ende der 60er Jahre als Feriensiedlung gebaut. Hier soll die
größte Marina Europas sein mit mehr als 25 km schiffbaren Kanälen und 5.000 Bootsliegeplätzen.
Empuriabrava - Palamos
Freitag 31. August. Mit leichtem achterlichen Wind segeln wir im Golf Roses in südliche Richtung auf die Inselgruppe
Islas Medes bei El Estartit zu. Im Schutz der Felseninseln liegen viele Segel-und Motorboote vor Anker. Wir fahren weiter
entlang der beeindruckenden Steilküste zum Cap Begur. Rund um dieses Cap baut sich eine beachtliche Welle auf. Hinter dem
Cap wird unsere Fahrt trotz auffrischendem Wind wieder ruhiger.
Palamos hat zwei Häfen. Wir fahren in den westlichen Hafen Puerto Comercial, vorbei an einem TUI-Kreuzfahrtschiff.
Der Yachthafen wirkt unübersichtlich, wir können keinen Anleger ausmachen und fahren zurück zum Puerto Deportivo. Hinter
dem Hafengelände führt eine Treppe über die Steilküste in die Altstadt. Wir bummeln durch die belebten schmalen Gassen
mit ihren Geschäften, Restaurants und Kaffees. Die Restaurants haben noch geschlossen, diniert wird hierzulande erst ab
20:00 Uhr. Das dauert uns zu lange, also gehen wir zurück aufs Schiff und freuen uns auf unsere Pasta mit Tomatensoße.
Palamos - Arenys de Mar
Samstag 01. September. Wir segeln weiter. Die Küstenlandschaft ändert sich deutlich. Während bis Sant Feliu de Guixols
noch mondäne Villenviertel zu bewundern sind ziehen sich die Berge danach ins Hinterland zurück. Davor reihen sich Städte
mit ihren Hochhäusern und Hotels hinter flachen Sandstränden aneinander, ein bekannter Ort hier ist Lloret de Mar.
Ein paar Seemeilen weiter, nach der Mündung des Tordera, beginnt die wegen ihrer Sandstrände Goldküste genannte Costa Dorada.
Arenys de Mar ist ein kleiner Ort und noch nicht von Touristen überlaufen. Es ist Wochenende und viele Einheimische bevölkern
die Restaurants, die meisten für einen Drink.
Am Sonntag werden wir Zeugen einer Kundgebung. Knapp einhundert Katalanen, Junge und Alte, singen mit einer Kapelle ein altes
Volkslied, dann fordern sie mit rhythmischem Klatschen und Sprechgesang Freiheit für politisch Gefangene. Die Demonstration
dauert nur kurz, ist aber irgendwie beeindruckend.
Arenys de Mar - Barcelona
Montag 03. September. Nur noch vier Stunden Fahrt trennen uns von der ersten spanischen Metropole auf unserer Reise, Barcelona.
Das große Hafengelände ist in mehrere Bereiche gegliedert. Ganz im Süden befindet sich der Industriehafen, der räumlich
abgetrennt ist vom Port Franc, dem Bereich der gewerblichen Personenschifffahrt. Beim Einlaufen in den Hafen zählen wir hier
fünf große Kreuzfahrtschiffe. An der Hafeneinfahrt dominieren das imposante Gebäude der Hafenverwaltung und der markante
Aussichtsturm, die Moll Barcelona. Wir fahren am alten Hafen vorbei zur Marina Port Vell in der Altstadt. Hier liegen
millionenschwere Motoryachten neben Schiffen wie unserem. Bei der Anmeldung werden wir freundlich und professionell abgefertigt,
Willkommen in Barcelona.
Unser Liegeplatz bietet den Blick auf ein altes Backsteinhaus, das heute das Museum für katalanische Geschichte beherbergt.
Im Erdgeschoss haben sich noble Restaurants angesiedelt und auf dem Dach befindet sich eine große Terrasse für einen grandiosen
Ausblick auf den Port Vell. Auf dem Platz vor dem eingezäunten Hafengelände bieten Menschen mit schwarzer Hautfarbe ihre Waren an.
Der Kontrast zwischen arm und reich ist bizarr, aber niemand stört sich daran.
Am nächsten Tag lernen wir die Stadt bei einer Stadtrundfahrt näher kennen. Wir fahren im offenen Doppeldeckerbus über
das alte Fischerviertel La Barceloneta, dem Olympiahafen und den Badestränden zur berühmten Kathedrale Sagrada Familia.
Der Bau der Kirche wurde 1882 begonnen und soll nach aktueller Planung 2026 zum 100. Todestag von Antoni Gaudí, dem Architekten,
fertiggestellt werden. Ein stattlicher Eintrittspreis sorgt für die Finanzierung. Wir wandeln weiter auf den Spuren Gaudís und
besuchen noch die Casa Milà und den Park Güell mit einem herrlichen Ausblick über Barcelona. Alle drei Schauplätze fanden
Eingang in Dan Browns Roman "Origin". Dann geht es zurück ins Stadtzentrum zur Plaça de Catalunya. Hier beginnt die von Menschen
überfüllte Flaniermeile La Rambla. Wir laufen noch zur gotischen Kathedrale der Altstadt und durch enge Gassen zurück zum Port Vell.
Abends gibt es ein Festmal im Restaurant "La Gavina" (Die Möve) am Hafen.
Am darauffolgenden Tag laufen wir zum Kolumbusdenkmal und reihen uns ein in den Füßgängerstrudel der La Rambla.
Die Strasse lockt wie so viele in vergleichbaren Städten mit Prachtbauten, Gastronomie, Geschäften, Unterhaltung durch Kleinkünstler.
Einzigartig hier ist aber der Mercat de la Boqueria, ein Markt mit einem Überfluss an Ware und Genuss, der alle Sinne reizt.
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