"Caminante, no hay camino, se hace camino al andar."
(Reisender, es gibt keine Wege, Wege entstehen im Gehen.)
Antonio Machado





Barcelona - Alicante

Barcelona - Vilanova i la Geltrú

Donnerstag 06. September. In der Nacht geht ein kräftiges Gewitter über der Stadt nieder. Am Morgen scheint wieder die Sonne. Wir ziehen weiter. Das Wetter hat das Meer aufgewühlt. Als wir den Hafen verlassen schaukeln wir heftig durch die Brandungswellen. Hinter dem Industriehafen kommen wir am Flughafen Barcelona vorbei. Direkt neben uns starten die Flieger im Vier-Minuten-Takt. Wir segeln küstennah entlang des katalanischen Randgebirges nach Vilanova i la Geltrú, eine kleinen Hafenstadt. Ausruhen, Wäsche waschen und einkaufen sind angesagt.

Vilanova i la Geltrú - Tarragona

Samstag 08. September. Trotz des kräftigen Gewitters am Vorabend gibt es keine Abkühlung. Schon morgens brennt die Sonne heiß. Unser heutiges Ziel ist Tarragona. 218 v. Chr. eroberten die Römer die iberische Stadt und nannten sie Tarraco. Entlang der Küste sieht man noch Bauten der Römerzeit wie Altafulla und Burg Tamarit. Angekommen, legen wir uns in den östlich gelegenen Port Esportiu. Die Hafengebühr ist deutlich höher als in Barcelona. Wegen der Altstadt und der Hochsaison sind die Begründungen. Hochsaison? Das Hafenbüro schließt 17:00 Uhr, die Geschäfte in der Marina sind geschlossen und die Restaurants am Hafen sind menschenleer. Die Altstadt ist anderthalb Kilometer entfernt und dazu haben wir heute keine Lust. Also gehen wir in eines der leeren Restaurants und bekommen das schlechteste Essen unserer Reise. Am Abend auf dem Schiff sagen wir, nix wie weg hier.

Tarragona - Ametlla de Mar

Sonntag 09. September. Kleiner Rückblick. 1999 saßen wir in einem Restaurant in der französischen Hafenstadt Cassis am Wasser und tranken genüßlich einen Pastis. Eine Segelyacht legte ab, der Skipper warf die Mooringleine über Bord und gab gleich Gas. Plop, hatte er die Mooringleine in seiner Schraube. Nicht ganz ohne Schadenfreude verfolgten wir die Szenerie. Heute hat es uns erwischt. Wir hatten eine spezielle Konstruktion. Holeleine, daran Mooringleine, soweit normal, aber jetzt war an der Mooringleine eine zweite Holeleine für eine zweite Mooring für die andere Bootsseite und diese zweite Holeleine hatte sich irgendwie in unserem Ruder verklemmt. Beim Ablegen warfen wir also beide Mooringleinen los, warteten bis sie abgesunken waren, fahren rückwärts aus der Box und Plop, ging der Motor aus, die Mooringleine hatte sich zwischen Schraube und Saildrivegehäuse verklemmt. Nach unzähligen malen abtauchen, Seil an Mooringleine festknoten, über die Winch ziehen, mal von links, mal von rechts, jedenfalls nach knapp einer Stunde waren wir wieder frei und konnten starten. Wir fahren nach Ametlla de Mar, einem kleinen traditionellen Fischerort. Fischerei wird heute in größerem Maße betrieben. Wenige Seemeilen vor der Küste züchten die Fischer Thunfische in Aquafarmen. Am nächsten Morgen laufen zwei Fischerboote ein. Die riesigen Thunfische werden mit Kränen aus den Lagern gezogen und auf Eis in LKWs verfrachtet. Etwa vier Stunden dauert die Entladung.

Ametlla de Mar - Vinaròz

Dienstag 11. September. Unsere Strecke heute ist etwas länger, denn wir müssen das Ebrodelta umfahren. Gut zwei Stunden segeln wir zum Kap Tortosa. Der Fluss versorgt hier Fische und Vögel mit reichlich Nahrung. Als wir entlang der Buda-Insel fahren wird es windstill, das Meer ist spiegelglatt und das verdunstende Wasser bildet einen leichten Nebelschleier, eine fast mystische Stimmung, zumal wir kein einziges Schiff um uns herum sehen. Dann entdecken wir mehrere Delfine. Ein kleiner Schwarm kommt auf unseren Bug zu und schwimmt in der Bugwelle ein Stück mit. Alsbald verschwinden sie wieder aus unseren Augen. Als wir in Vinaros im Hafen einfahren kommt plötzlich noch Wind auf. Am Abend zieht wieder ein kleines Gewitter über uns her.

Vinaròs - Castellón de la Plana

Donnerstag 13. September. Nach dem Ablegen fahren wir an der auf einer felsigen Halbinsel liegenden Stadt Peñíscola vorbei. Um eine Burg der Tempelritter reihen sich weißgetünchte Häuser. Vor Castellón, einem sehr großen Industrie- und Fischereihafen, liegen mehrere Schiffe auf Reede. Wir fahren in die hinterste Ecke, zur Marina Port Castellón und liegen vor einem Casino in der Ortschaft El Grao, dem maritimen Stadtteil von Castellón de la Plana. Beim Abendessen in einem Restaurant erzählt uns der Wirt, dass dieser Sommer mit der andauernden Hitze, wenig Wind und viel zu wenig Regen für die Region eine Ausnahme sein soll. Am nächsten Tag müssen wir unsere Vorräte auffüllen. Im Supermarkt gibt es ein reichliches Angebot an frischem Fisch. Wir kaufen Schwertfisch, Pulpo und kleine Muscheln und bereiten uns auf der Impuls eine Zarzuela, einen katalanischen Fischeintopf. Gar nicht so schlecht für den ersten Versuch.

Castellón de la Plana - Valencia

Samstag 15. September. Obwohl der Himmel grau ist legen wir ab, immerhin regnet es nicht. Draußen ziehen dunkle Wolkenfelder auf, die unsere Fahrt mit Regen und Gewitter etwas ungemütlich werden lassen. Kurz vor Valencia hört der Regen auf. Bei der Anmeldung in der Marina Real Juan Carlos I muss man zuerst ein Formular mit Angaben zu Schiff und Crew ausfüllen. Dann werden die Schiffspapiere, die Versicherungspolice sowie die Reisepässe kopiert, als letzten Akt werden die Angaben zusätzlich in ein Tablet eingegeben. Als alles fertig ist bekommen wir unseren Liegeplatz für die nächsten Tage in der North Marina. Am Montag erwarten wir unsere Freunde aus Koblenz, die uns ein paar Tage begleiten wollen. Bis dahin wird das Schiff vorbereitet und die Gegend erkundet. Der Hafen Valencia war 2007 Veranstalter des American's Cup. Aus diesem Grund wurden die Hafenanlagen, Promenaden und Gärten sehr schön ausgebaut und bis heute gepflegt. Nach Ankunft unserer Gäste laufen wir durch das Hafenviertel, das vom Gebäude Veles e Vents dominiert wird. Das Ambiente ist stylisch und gemütlich. Wir genießen Radler und Cidre mit Blick auf die Yachten und Kreuzfahrtschiffe im Hafen. Am nächsten Tag erkunden wir Valencia bei einer Stadtrundfahrt im Hop-On, Hop-Off Bus. Die Route verläuft vom Hafen durch alte Wohnviertel und entlang eines ausgetrockneten Flussbettes, das mit Gärten und Sportanlagen als Grüngürtel der Stadt angelegt ist. Wir fahren zum Plaza de la Reina, dem Zentrum der Altstadt mit der Kathedrale und ihrem berühmten Glockenturm Miguelete. Wir bummeln durch die belebten Gassen der Altstadt, pausieren in einer engen Gasse in einem Restaurant und laufen weiter zur Plaza del Ayuntamiento (Rathausplatz). Hier gibt es mehrere Gebäude im Jugendstil, darunter die Casa Consistorial (Rathaus) und die alte Post. An der Stierkampfarena steigen wir wieder in den Bus. Höhepunkt der Rückfahrt ist die "Stadt der Künste und Wissenschaften", ein großflächig angelegter futuristische Komplex, der ein Wissenschaftsmuseum, ein Planetarium sowie ein Aquarium (Oceanographic) beherbergt. Die Architektur wird visionär beschrieben, ist aber umstritten. Uns fehlt die Zeit zur Besichtigung.

Valencia - Gandia

Mittwoch 19. September. Wir verlassen Valencia und segeln entlang der Costa Azahar, auf deutsch Orangenblütenküste. Am Ufer wechseln sich touristische Zentren mit Stadtstränden und Hügellandschaften mit Dörfern und Naturstränden ab. Von den großen Orangenplantagen sehen wir nichts. Nachdem wir das Cabo Cullera passiert haben gehen wir in der dahinterliegenden Bucht für eine Badepause vor Anker. Nach einer Weile heißt es Anker auf. Wir fahren zum Tagesziel Cullera in die Flussmündung des Rio Jucar ein. Im kleinen Hafen vor der Brücke ist kein Platz für uns also kehren wir um und fahren weiter bis Gandia. Hier gibt es in der Marina einen Swimming Pool an dem wir bis zum Abend relaxen. Danach gehen wir in ein Restarant mit traumhafter Lage am Meer. Nun ja, die Aussicht ist top, Service und Essen leider nicht.

Gandia - Dénia

Donnerstag 20. September. Ein kurzer Weg bis Denia und ein leichter Wind von vorn sind die Gegebenheiten nach dem Ablegen. Wir wollen segeln und gehen auf die Kreuz. Bei anfangs 3 Bft setzen wir Segel. Der Wind legt später zu auf 5 Bft und wir liegen gut schräg im Wasser. Alle Versuche, die Krängung im Foto festzuhalten, misslingen. Die Stimmung an Bord ist heiter und entspannt. Wir erleben einen phantastischen Segeltag. Der Hafen von Denia liegt malerisch in einer Bucht unter einem Hügel mit Burganlage. Hier legen größere Fähren zu den Balearen ab, weil die Entfernung nach Ibiza nur 55 sm beträgt. Am nächsten Tag erklimmen wir den Hügel und besichtigen die Burg. Sie wurde im 11. und 12. Jahrhundert von den Mauren über einer früheren römischen Anlage erbaut. Heute ist hier das Archäologische Museum Dénias untergebracht. Im Schatten der Pinien blicken wir hinunter aufs Meer und laufen zurück durch die engen Gassen der Altstadt. Wir kaufen noch etwas Proviant ein und bleiben zum Abendessen auf der Impuls. Es gibt Tunfischsalat, den der Skipper selbst zubereitet hat.

Denia - Altea

Samstag 22. September. Bei Denia beginnt der Küstenabschnitt Costa Blanca. Die Uferlandschaft zeigt felsige Steilküsten, Felseninseln und kleine Badebuchten. Nach der Hafenausfahrt erreichen wir das 162 m hohe Kap San Antonio, dessen Kalksteinfelsen zum Teil senkrecht zum Meer abfallen. Wenig später fahren wir vorbei am Kap de la Nao, welches die Buchten von Valencia und Alicante trennt. Wir legen im Hafen von Altea an. Bei der Anmeldung erfahren wir, das am Abend in der Stadt das Fest der Mauren und Christen (Moros y Cristianos) mit einem Festumzug gefeiert wird. Die Fiesta findet jährlich im Gedenken an die Reconquista und die Kämpfe zwischen maurischen und christlichen Truppen um die Herrschaft über die iberische Halbinsel statt. An der Straße, durch die der Umzug führt, sind lange Stuhlreihen für die Besucher aufgebaut. Wir sitzen in der ersten Reihe als mit lauter getragener Musik die geschmückten Umzugswagen und Darsteller in farbenprächtigen Kostümen an uns vorbeiziehen.

Altea - Alicante

Sonntag 23. September. Wieder ein herrlicher Sonnentag. Wir segeln weiter entlang der eindrucksvollen Küste der Costa Blanca vorbei an Benidorm nach Alicante. In der Marina legen wir am Meldesteg an. Bei der Anmeldung werden wir nach unserer Reservierung gefragt. Wir haben keine und der Hafen ist voll. Die Hafenmeisterin vermittelt einen Liegeplatz im gegenüberliegenden Real Club de Regatas (RCRA), einem Segelverein der nicht für Besucher offen ist, uns aber sehr freundlich aufnimmt. Am nächsten Tag erkunden wir die Stadt. Wir gehen durch den Parque Canalejas mit seinen riesigen Gummibäumen zur Uferpromenade Explanada de España und weiter auf die Rambla Méndez Núñez zur Touristinformation. Wir erkundigen uns nach einer Stadtrundfahrt und wenig später sitzen wir im Turibus. Stierkampfarena, Fischmarkthalle, Einkaufsmeile, Volvo Ocean Race Museum, denn das 13. Volvo Ocean Race begann am 14. Oktober 2017 mit der Rundkurswettfahrt vor Alicante. Der Höhepunkt ist die Fahrt auf den Hügel zum mittelalterlichen Castillo de Santa Bárbara. Nach einer Stunde ist die Fahrt beendet.
Am Dienstag verabschieden wir uns von unseren Freunden, die nach Hause fliegen. Wir müssen wegen schlechtem Wetter noch zwei Tage bleiben.



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