"Entwirf deinen Reiseplan im großen - und laß dich im Einzelnen von der bunten Stunde treiben. Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt - sieh sie dir an."
(Kurt Tucholsky)




Neuengland

Indian Summer oder "Fall foliage", jenes farbenprächtige Naturschauspiel stand schon lange auf unserer Wunschliste. Kurzfristig haben wir über das Internet den Flug, einen Mietwagen und die erste Übernachtung gebucht. Und los ging es Samstag Vormittag ab Frankfurt via Paris nach Boston.

Boston - Salem - Clouchester - Meredith


Boston, MA - Quincy

04.10.2008, Samstag. Nach 8 Stunden Flug von Frankfurt nach Boston bringt uns der Air Shuttle Bus zum Mietwagenverleih. Die Sonne scheint warm. Wir haben den Mietwagen per Internet vorab gebucht und können jetzt ein Auto der Mittelklasse auswählen. Wir entscheiden uns für den dunkelroten PONTIAC G6. Mit Navi fahren wir südlich über eine Mautstrasse nach Quincy zu unserer gebuchten Übernachtung im President City Inn auf der 845 Hancock Street. Die Internetpräsentation des Motels ist wohl aus besseren Zeiten, auf uns wirkte das Areal wenig einladend, ein bisschen grau, die Ausstattung der Zimmer veraltet – immerhin war das Bad in Ordnung und ein kleines Frühstück war inbegriffen. Das Motel ist trotzdem zu empfehlen. Das Preis-Leistungs- Verhältnis in unmittelbarer Nähe zu Boston einschließlich Verkehrsanbindung stimmt einfach. Am Abend bummeln wir durch die Stadt und waren überrascht über das pulsierende Leben, die vielen Restaurants, Pizzas und Pubs - alle recht gut besucht. Wir kehren ein zum Abendessen. Ich wähle ein 'New York Sirolin Steak'. Bernd entscheidet sich unvorsichtigerweise für einen 'Fishermans Platter', wohl das kleine Wörtchen 'fried' überlesend. Alles auf dieser Platte ist mit dem gleichen Teig ummantelt und frittiert, alles (!) schliesst ein, Jacobsmuscheln, Schrimps, Kabeljau, Stribes of Clam, Zwiebelringe, Kartoffelstreifen ... Haute Cuisine a la Amerika. Zurück im Motel fallen wir schnell in einen erholsamen Tiefschlaf.



Boston, MA

05.10.2008, Sonntag. Nach einem typisch amerikanischen Inn Frühstück, bestehend aus Kaffee und Muffin, starten wir erfrischt unseren ersten Ausflug früh um 8.30 Uhr! Der Tag beginnt trüb, es regnet leicht. Wir wollen zur Marina in Quincy, verfahren uns und kommen zum Fore River Habor, der durch eine gigantische Stahlkonstruktion, die Fore River Bridge dominiert wird. Am Kai liegt ein ebenso gigantisches Kriegsschiff, die USS Salem, die noch zu Ausbildungszwecken dienen soll. Zufällig geht 09:30 Uhr die Fähre nach Boston, Für nur 12$ (pro Person Hin- und Rückfahrt) sind wir ca. 30 min. später in in der Stadt. Die Überfahrt bietet faszinierende Blicke auf die Skyline, leider fehlt die Sonne, die Fotos zeigen das Grau der starken Bewölkung. Wir laufen gut gelaunt auf dem Freedoms Trail durch die Stadt, die einfach durch ihre Architektur und das Flair besticht. Nach der Hafeneinfahrt im Boston Harbor Islands Ferry Dock läuft man über die Atlantic Ave und steht vor dem Custom House, in der Skyline sichtbar als Turmhaus. Wenige Schritte weiter steht man vor dem Old State House - hier begann für uns der Trail zum Old Corner Book Store, gegenüber ist das Old South Meeting House (Beschluss zur Tea Party, Samual Adams, Verfasser der Vorversion zur Unabhängigkeitserklärung), weiter über den alten Friedhof Bluddy Battles zum Granary Burying Ground, zur Park Street Church und durch den Park zum Massachusetts State House, erkennbar an der goldenen Kuppel. Der Park ist belebt, eine kleine grüne Oase inmitten des Betons der Stadt. Durch den Park über Winter- und Summer Street vorbei an Macys am Rande von Chinatown laufen wir zurück zum Wasser. Wir bummeln weiter über die South Station (tea party ship under construction) an das andere Ufer des Hudson Rivers, vorbei an einem Childrens Museum und einem Zeltlokal, in dem Hummer angeboten wird wieder zurück zum Stadtufer. Hier steht eine riesige Hotelanlage, die Rowes Warf, wo die Hotelgäste mit ihren Superjachten bis ins Appartement fahren können. Am Nachmittag ging es für uns mit der Fähre wieder zurück nach Qincy. Wir besuchen hier das Tourist Centre, erhalten einen Stadtplan und finden jetzt auch die Boston Habor Marina. Die wunderschöne Anlage präsentiert sich uns in der Abendsonne. Es gibt zahlreiche Restaurants, im Captian Fishbones habe ich erstmalig einen Hummer gegessen, der in dieser Atmosphäre toll geschmeckt hat. Der Blick ist gerichtet auf die Boston Skyline.



Quincy, MA – Revere Beach - Salem - Gloucester, MA

06.10.2008, Montag , ca. 43 Meilen, Fahrzeit ca.1 Std, 15 min. Am Morgen treffen wir beim Frühstück zwei Deutsche die ihre Indian Summer Tour gerade beendet hatten, sie gaben uns das für preiswerte Übernachtungen so wertvolle aktuelle Heft Roomsaver's Guide. Die Sonne scheint und wir beginnen unsere Autotour mit Ziel Salem. In Boston kam das Navi mit den neueren Autobahnen nicht zurecht, in den Tunneln hören wir "lost satellite connection" und weil auch ich mit den Karten und Ausschilderungen noch unerfahren bin verfahren wir uns fürchterlich, ziehen immer dieselben Kreise um den Flughafen. Später nach eigener Logik und Karte kommen wir schließlich auf die gewünschte 1A North. Ein erster Stop in Revere gibt Zeit für mit kurzem Strandspaziergang in der Sonne. Ich muss ein paar Riesenmuscheln mitnehmen. Wir sehen noch lebende kleine Muscheln, die sich wegen Ebbe in den Sand eingegraben haben. Nach kurzer Weiterfahrt machen wir an einem sehr gut sortierten Wein&Liqueur Shop halt und kaufen für die nächsten Abende ein. Angekommen in Salem fahren wir am Old Wich House vorbei und halten beim Seven Gable House. Wir laufen den kurzen Weg zum alten Hafen und betrachten ein der Bounty vergleichbares Segelschiff auf dem Weg zum Leuchtturm. Die kleine Innenstadt mit viel Hexenrummel und vielen Touristen gefällt uns nicht, wir fahren weiter bis Glouchester Visitor Center. Dort empfiehlt man Cape Ann's Motor Inn (! 109 $) als preiswerte Übernachtung. Das Hotel liegt etwas außerhalb der Stadt an einer wunderschönen Bucht. Das Meeresrauschen und der Ausblick auf die zwei Leuchttürme versöhnen uns mit dem Preis. Wir beziehen unser Quartier und fahren zurück in die Stadt zum Hafen. In Gedanken an den Film "Der Sturm" und die Andrea Gail laufen wir ein paar Schritte. In der Abendsonne sieht die Bucht so friedlich aus, nur die Möwen streiten um eine Fischgräte. Wir speisen zu Abend, heute beide einen köstlichen 1 1/2 Pound Hummer, vorab eine Suppe - die durch das Andicken recht unappetitlich aussieht und genauso schmeckt. Den Abend genießen wir auf dem Balkon mit Blick auf den Sternenhimmel und im Ohr das Meeresrauschen der Brandungswellen. Es ist kalt. Uns schützt der Schlafsack.



Gloucester, MA – Ipswich – Newbury - Hampton, NH

07.10.2008, Dienstag, ca. 35 Meilen, Fahrzeit 1 std. 05 min. Zum Frühstück isst Bernd einen Cranberry Muffin, wieder auf dem Balkon, jetzt ist es warm in der Morgensonne! Wir lassen uns Zeit für ein paar Fotos und fahren dann zurück nach Glochester. Wir buchen die Wale Watching Tour auf der Hurrican II und nach 45 Minuten Fahrt Richtung Horizont erleben wir Wale in ihrer natürlichen Umgebung. Es sind Buckelwale (Humpback Whale), die sich uns bietenden Bilder sind unbeschreiblich schön. Wenn der Wal auf- oder abtaucht färbt sich das Wasser türkis. Wir verweilen etwa 2 Stunden, die Bilder ziehen uns ununterbrochen in ihren Bann. Auf der Rückfahrt werden zu allem Überfluss noch Delfine entdeckt, die der Captian in rasanter Fahrt "jagt".
Nach diesem Highlight geht es weiter nach Norden, Ziel ist heute ein preiswertes Motel, das wir in Hampton im Stone Gable Inn finden.



Hampton, NH - Portsmouth - Glendale – Weiers Beach - Meredith, NH

08.10.2008, Mittwoch, ca. 74 Meilen, Fahrzeit 1 Std 50 min. Wir frühstücken Eier mit Toast und Kaffee in einem sehr gut besuchten Family Inn für ! 20$. Das Interieur erinnert an die späten 50iger Jahre, die Bedienung war sehr nett. Die Fahrt geht auf der 1A weiter nach Portsmouth. Wir spazieren zum Meer und stehen nach wenigen Schritten vor der Memorial Bridge, die New Hamshire mit Maine verbindet. Durch einen schön angelegten Park laufen wir weiter zum Strawbery Banks Museum, und zurück zur Hauptstrasse zum Auto. Die Sonne scheint, es macht Spaß zu laufen. Unsere Fahrt geht weiter nach Norden auf der 1A und ohne Zwischenstop verlassen wir die Küste auf der 11 zu den Lakes. Die Alleen rechts und links der Strasse lassen erstmalig Indian Summer feeling aufkommen. Wir fahren in die Touristenhochburg Weirers Beach am Lake Winnipesaukee - hier ist absolut tote Hose! Die Saison ist vorbei. Wir beziehen ein Doppelzimmer im Half Moon Motel & Cottages. Die Terrasse bietet in der warmen Sonne versöhnlich den Blick auf den See. Am Nachmittag schauen wir uns Meredith an, das ebenso ausgestorben ist. Die Seegrundstücke und Häuschen wirken verlassen. Dennoch kann man sich das Leben im Sommer hier vorstellen. Alles ist irgendwie schön angelegt. Unser Höhepunkt des Tages ist das Abendessen in einem gut besuchten mexikanischen Restaurant, einem Biker Treffpunkt mit Live-Musik.




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