3. Tallinn - Helsinki
Tallinn (Reval)
Tallin hat eine herrliche Altstadt, in die wir durch das alte Stadttor neben der Dicken Margarethe, einem runden Wehrturm, gelangen. Die mittelalterliche Stadtmauer mit ihren Wehrtürmen ist sehr gut erhalten. Wir laufen über hunderte Jahre altes Kopfstein-pflaster durch enge Gassen mit restaurierten Bürgerhäusern. In der Olaikirche steigt Bernd auf die Aussichtsplattform des Kirchturms. Die Mühe wird mit einem Rundblick über Hafen und Altstadt bei klarer Sicht belohnt. Wir kommen zum Rathausplatz mit seinen Marktständen und Restaurants. Vorbei an der St. Nikolaikirche laufen wir zum Wehrturm Kiek in de Kök am Rande der Altstadt. Wie in Riga gibt es hier auch die Häuser der Großen Gilde und der Schwarzhäupterbruderschaft. Die Altstadt nimmt einen gefangen. Zwar touristisch überlaufen, in Tallinn liegen mehrere Kreuzfahrschiffe und große Fähren, aber dennoch angenehm. Betritt man schon begangene Plätze durch eine andere Gasse wirkt es, als sei man noch nicht hier gewesen. Der nächste Ausflug führt uns auf dem Domberg. Hinter der Newski-Kathedrale liegt die Domkirche zu St. Marien. Auf dem Domberg mit seinen Regierungsgebäuden gibt es noch drei Aussichtpunkte mit Blick über Stadt und Hafen. Neben der Marina gibt es einen riesigen Supermarkt, in dem vor allem alkoholische Getränke angeboten werden. Hintergrund ist der in Skandinavien durch staatliche Monopole regulierte Verkauf. Mit den Fährschiffen kommen vor allem Finnen und kaufen was sie forttragen können. Innerhalb der EU darf man im privaten Reiseverkehr Waren zum eigenen Verbrauch fast unbegrenzt mitführen. Die Abgrenzung zur gewerblichen Verwendung liegt z.B. beim Wein bei 90 Litern. Auch wir bereiten uns auf unsere Skandinavien-Route entsprechend vor und so verschwindet eine stattliche Anzahl von Weinflaschen und Boxen in dem Bauch der Impuls. Tallinn hieß bis 1918 Reval. Im Jahre 1219 eroberte der dänische König Waldemar II die alte estnische Burg auf dem Domberg. 1227 eroberte mit päpstlicher Genehmigung der Schwertbrüderorden die Stadt. 1238 fiel Reval wieder an Dänemark. Obwohl unter dänischer Herrschaft, behielt die Stadt eine deutsche, aus Kaufleuten bestehende Oberschicht. Bis 1889 war die Amtssprache Deutsch. Als Moskau 1558–1561 den Deutschen Orden in Livland besiegte, wandte sich Reval an Schweden als Schutzmacht. Infolge des Großen Nordischen Krieges fiel Reval 1710 an Russland. 1918 wurde die selbständige Republik Estland mit der Hauptstadt Tallinn ausgerufen. 1940 sowjetische Okkupation, 1941 Besetzung durch die deutsche Wehrmacht, 1944 stellte die Rote Armee die sowjetische Herrschaft wieder her. 1991 erneute Unabhängigkeit und 2004 Beitritt zur Europäischen Union.
Tallinn - Helsinki
Samstag 2. Juli. Wir legen bei Sonnenschein ab. Nördlich der Insel Aegna frischt der Wind auf konstant 4 Bft auf. Wir setzen die Segel und gleiten mit über 7 Knoten über den Finnischen Meerbusen. Sowohl in Ost- Westrichtung (von und nach St. Petersburg) als auch in Nord- Südrichtung (Helsinki-Tallinn) sind zahlreiche Großschiffe unterwegs. Vor Helsinki ändert sich die Landschaft, es gibt eine Unmenge Steininseln (Schären) und Untiefen, die meist mit gelb-schwarzen Kardinaltonnen gekennzeichnet sind. Eine Vielzahl Motor- und Segelboote sind unterwegs. Wir fahren an Suomenlinna, der Festungsinsel aus dem 17. Jahrhundert vorbei zur Marina Norrahamnen, wo wir nach einem perfekten Segeltag zwei Stunden eher als geplant anlegen. Die Marina liegt am Zentrum der Stadt, das Hafengeld beträgt 25€, aber wieder kein WLAN auf dem Schiff. Wir wollen noch in der Stadt eine Kleinigkeit essen. Gehen vorbei an der Uni zum Helsinkier Dom, lauschen dem Gesang im Abendgottesdienst und steigen die riesige Freitreppe zum Senatsplatz hinab. Die Lokale sind voll obwohl die Preise für uns überraschend hoch sind. Unterhalb der Uspenski Kathedrale bezahlt man für einen Teller Pasta 24€, wir entscheiden uns für unsere Bordküche.