Staande Mastroute
ist eine Schifffahrtsroute für die Passage von Segelbooten mit stehendem Mast über Binnengewässer durch die Niederlande. Der südliche Teil führt von Willemstad, Dordrecht, Gouda, Amsterdam in das Markermeer. Die Durchfahrt ist kostenfrei.









Sommer in Zeeland 2014

Numansdorp – Papendrecht

Mittwoch 09. Juli. Es nieselt und die Sicht ist schlecht. Wir legen dennoch ab. Über das Hollandsdiep fahren wir, vorbei an Willemstad, zum Dordtse Kil, einem Gezeitengewässer welches die Verbindung zwischen Hollandsdiep und Oude Maas herstellt. Hier ist ziemlich viel Berufsschifffahrt unterwegs. Unser Tagesziel Papendrecht liegt nordöstlich von Dordrecht. Beide Städte sind durch den Rheinarm Beneden Merwede (Untere Merwede) getrennt. Vom Dordtse Kil fahren wir in die Oude Maas, die weiter nach Westen in das Hafengebiet von Rotterdam fließt. An der Eisenbahnbrücke (Spoorhefbrug) vor Dordrecht müssen wir an einem Warteplatz anlegen, was wegen der starken Strömung ziemliche schwierig ist. Danach geht es vorbei an Dordrecht steuerbord in die Beneden Merwede und gleich backbord zum Hafen WV Papendrecht. Gegenüber des Hafens liegt das Museum "De Ark van Noach".

Papendrecht – Rotterdam

Donnerstag, 10. Juli. Am Morgen gibt es eine Überraschung: die Sonne scheint. Wir legen ab und gelangen über die Merwede in die Noord, den Hauptschifffahrtsweg vom Rhein zur Nordsee. Nach 9km bildet die Noord mit dem von Osten kommenden Rheinarm Lek die Nieuwe Maas (Neue Maas). Wir fahren entlang von Stadtlandschaften und Industriegebieten des Ballungsraumes Rotterdam. Vor der Bogenbrücke Brienenoordbrug mündet der Nebenfluss Hollandse IJssel in die Nieuwe Maas. Hier geht die stehende Mastroute weiter Richtung Amsterdam, aber heute wollen wir erst einmal nach Rotterdam. Die Brienenoordbrug ist 23 Meter hoch, so dass wir bequem durchfahren können. Vor der Einfahrt in den Koningshaven gibt es eine Eisenbahnbrücke, die aber offen steht. Die dahinter liegenden zwei Brücken fragt Eva über VHF20 an. Wir müssen warten und dürfen sie dann hinter einem Lotsenboot passieren. Dann geht es steuerbord durch die Binnenhavenbrug in die City Marina Rotterdam und wir bekommen einen riesigen Liegeplatz (26,80€) zugewiesen. Wir sind mächtig stolz auf uns, es auf eigenem Kiel hierher geschafft zu haben. Unser Stadtrundgang führt uns über die Willemsbrücke zum Alten Hafen (Oudehaven). Kurze Rast im "Puerto" bei Tapas und Chardonnay. Gegenüber liegt das weiße Haus, dass erste Hochhaus Europas (1898 gebaut). Weiter geht es, vorbei am Stadtviertel Blaak mit seinen Kubushäusern, die drinnen nur schräge Wände haben, zum Hafenmuseum mit seinen historischen Schiffen. An der Erasmusbrücke spielt eine Band im Rahmen der Jazzwochen North Sea Round Town. Rotterdam ist seit vielen Jahren Ausrichtungsort des North Sea Jazz Festivals. Bernd will zum Jazz und so gehen wir zum LantarenVenster, ein Film- und Musikhaus am Wilhelminapier. Hier essen wir zu Abend und dann gibt es ein Konzert mit dem New Rotterdam Jazz Orchestra. Gegen Mitternacht sind wir wieder an Bord - ein toller Tag.

Rotterdam - Gouda

Freitag, 11. Juli. Durch die Koningshaven Brücke fahren wir heute mit einer Kranplattform, die von einem Schlepper gezogen wird. Nach der Brienenoordbrug geht es backbord in die Hollandse IJssel. Kurze Zeit später passieren wir die Algerasluis, dann geht es weiter den Fluss hinauf. Kurz vor Gouda müssen wir durch die Julianasluis. Wir liegen mit einem Containerschiff in der Schleuse und an uns macht noch eine 40 Fuß Yacht fest. Bei der Ausfahrt passiert es dann, das Containerschiff gibt ordentlich Gas, wir werden gegen die Schleusenwand gedrückt und der Bugkorb wird etwas verbogen - sehr ärgerlich. Nach der Schleuse Einfahrt in die Nieuwe Gouwe zum WV Gouda. Der Hafen ist sehr eng und der Liegeplatz befindet sich gegenüber einer Tankstelle. Es ist sehr laut, kein Internet - enttäuschend. Der Stadtrundgang führt und zuerst zum alten Waaghaus, mir dem Käsewaage Relief. In der Mitte des Marktplatzes prunkt das gotische Rathaus, welches um 1450 nach einem Stadtbrand aus Naturstein erbaut wurde. Südlich davon die Sint Janskerk (Sankt-Johannes-Kirche) mit dem dahinter liegenden Stadthospital mit seinem Lazarus-Portal.

Gouda – Alphen aan den Rijn - Amsterdam - Muiderzand

Samstag 12. Juli. Kurz nach 10 Uhr öffnet die Eisenbahnhebebrücke (Gouwespoorbrug) in Gouda. Von hier geht es im Konvoi durch fünf weitere Brücken über die Gouwe nach Alphen am Rhein. Stadtdurchfahrt auf dem Alten Rhein (Oude Rijn) mit diversen Brücken, dann steuerbord in den Kanal Heimanswetering und von dort in das Braasemmermeer. Eigentlich wollten wir hier die Tagesetappe beenden, aber wir entschließen und kurzerhand zur Weiterfahrt bis Amsterdam. Braasemmermeer Nord in die Oude Wetering, dann steuerbord in die Ringvaart. Entlang der Grenze zwischen den Provinzen Nord- und Südholland vorbei am See Westeinderplassen. Vorbei an der Einflugschneise des Flughafens Schiphol. Die landenden Flugzeuge berühren scheinbar die Mastspitzen der Segler. An den Schipholbrücken müssen wir zwei Stunden bis zur Öffnung warten. Dann geht es in das Nieuwe Meer zum Anleger vor der Nieuwe Meersluis. Hier ist der Treffpunkt für die Amsterdamer Nachtdurchfahrt. Wir liegen im Päckchen und warten bis 01:00 Uhr Nachts. Abendessen, Wecker stellen und versuchen zu schlafen. Eine Stunde nach Mitternacht ist es soweit. Zwölf Yachten stehen vor der Nieuwe Meersluis und warten auf die Passage. Dann öffnet die Schleuse und durch 12 Klapprücken geht es über die Grachten (Schinkel of Kostverlorenvaart, Westerkanaal) in das IJ. Wieder ändern wir unseren Plan und fahren nicht in den Sixhaven, sondern gleich nach Muiderzand. Oranjesluis und Schellingwouderbrug werden auch nachts bedient. Sonntag 05:40 Uhr legen wir in Muiderzand an - geschafft.

Nachlese

Am letzten Tag haben wir 30 Brücken passiert. Unser Zeelandtörn dauerte 28 Tage. Die gefahrene Strecke waren 355 Seemeilen. Durchschnittliche Liegegebühr 21,50 € pro Tag. Es war die erste große Reise mit uns und der Impuls. Ohne Ellis & Roy hätten wir uns das wohl noch nicht getraut. Wir haben viel gelernt, sind selbstständiger geworden, haben Selbstvertrauen aufgebaut. Am Montag kommen Ellis & Roy zum Kaffee aufs Schiff. Die Beiden mußten mit den Bus nach Hause fahren. Etanche ist in Bruinisse, die Reparatur dauert an.



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