Hamburg - Schleswig
Hamburg Cityhafen - Wedel
Mittwoch, 01. Juli. Bei Sonnenschein und Windstille verlassen wir Hamburg und legen nach knapp zwei Stunden im größten Jachthafen Norddeutschlands in Wedel an. Wedel enttäuscht. In der Hafenanlage fehlt jegliche Betriebsamkeit, das Restaurant ist geschlossen, es gibt keine Versorgung, das Gastliegegeld wird in einem Briefumschlag im Briefkasten an der Tankstelle gezahlt, es gibt kein Internet. Später treffen wir einen der drei Hafenmeister. Der meint nur lakonisch: Internet wird hier nicht nachgefragt. Und er erklärt uns nicht ohne Stolz, dass der Hafen nicht kommerziell betrieben wird sondern als Gemeinschaftsverein e.V. von mehr als 50 Vereinen rund um Hamburg. Der Weg zum Ort Wedel über das Schulauer Fährhaus ist eintönig und dauert eine gefühlte Ewigkeit. Die kleine Ortschaft bietet im Stadtkern nichts Nennenswertes: Kirche, eine Hauptstraße mit den üblichen Geschäften, Eisdiele und ein einfaches Restaurant.
Wedel - Stade
Donnerstag 02. Juli. Der Weg nach Stade führt über den Unterlauf der Schwinge, deren Wasserstand tidenabhängig ist. Wir fahren bei Niedrigwasser sehr langsam vorbei an Stadesand bis zum Sperrwerk mit Brücke. Es gibt keine Warteplätze und keinen Hinweis zur Brückenöffnung. Der niedrige Wasserstand und der geringe Manövrierraum treiben uns Schweißperlen auf die Stirn, dann finden wir eine Telefonnummer und bekommen den Hinweis, dass man 2x tuten muss. Und tatsächlich "Sesam Öffne dich", die Brücke geht sehr, sehr langsam auf. Wir sind eben nicht mehr in Holland. Hinter der Brücke legen wir uns an den Schlengel vom SV Stade. Hier ist anlegen eigentlich verboten aber der Tiefenmesser sagt 1,5 m und schon stecken wir im Schlamm. Als der Wasserstand ausreichend ist fahren wir weiter zum Stadthafen und legen neben dem Hafenbüro an. Der Turm der Kirche St. Cosmae zeigt uns den Weg in die historische Altstadt, die von einem befestigten Burggraben umgeben ist. Ein restaurierter Holzkran schmückt den Fischmarkt. Das Bild der alten Fachwerkhäuser und gastlichen Restaurants rechts und links des Grabens gleicht einer holländischen Kleinstadt. Am Weinkeller genießen wir einen kühlen Grauburgunder von der Nahe. Die Hansestadt Stade (45.000 Einwohner) war bis ins 13. Jahrhundert der wichtigste natürliche Hafen zwischen Cuxhaven und Hamburg-Harburg. 1601 wurde Stade aus der Hanse ausgeschlossen, da die Stadt englische Tuchkaufleute aufgenommen hatte. 1625 zogen Dänische Truppen in die Stadt ein. 1628 Eroberung durch die Katholische Liga, kurz darauf kamen die Schweden. Stade wurde schwedischer Regierungssitz der Herzogtümer Bremen und Verden. Die Infrastruktur des Hafens hatte unter Bränden und Belagerungen gelitten und so verlor die Stadt im Fernhandel an Bedeutung.
Stade - Rendsburg/Büdelsdorf
Freitag 03. Juli. Wir starten sehr früh und passieren die Straßenbrücke zur ersten Öffnungszeit des Tages kurz nach 6:00. Nach dem Hornsignal wird auch die Eisenbahnbrücke bedient und die Brücke Sperrwerk steht offen. Die Sicht ist schlecht, auf dem Weg zum Schleuse Brunsbüttel folgt uns ein Gewitter, das schnell näher kommt. Wir fahren mit den anderen Segelbooten in die Alte Schleuse und das Gewitter zieht elbaufwärts weiter. In Brunsbüttel scheint die Sonne und begleitet unsere eintönige Fahrt auf dem Nord-Ostsee-Kanal. Große Schiffe begegnen oder überholen uns, viele Fähren erfordern Aufmerksamkeit. Es ist sehr heiß. Hinter der Eisenbahnbrücke Rendsburg mit Schwebefähre bei km66 biegen wir ab in die Eider zum YC Büdelsdorf. Der Hafen wird vom Verein getragen und Gäste wie wir fühlen sich wohl in der familiären Atmosphäre. Westlich von uns ist in Rendsburg ein Rummelplatz aufgebaut. Den ganzen Abend schallt der Betrieb herüber, das kann man nur mit Humor ertragen.
Rendsburg/Büdelsdorf - Kiel Blücherbrücke
Nur noch 22sm bis Kiel liegen an diesem Tag vor uns. An der Weiche Schwartenbek sehen wir erstmals das Signal 3xRot, wir müssen warten. Über Funk sind wir informiert, dass die Stena Foreteller, ein Schiff der Verkehrsgruppe 6 (Länge >235m) unterwegs ist. Bald schiebt sich der Koloss langsam an uns vorbei. In der Neuen Schleuse Kiel Holtenau gibt es nur Ringe auf Holzflößen als Festmacher, d.h. Eva muss bis zur Wasserlinie runter vom Schiff und wieder rauf, was wesentlich problematischer ist ohne Einstiegshilfe. Mit Spagat und Bernds festem Griff kommt sie wieder an Bord. Dann sind wir auf der Kieler Förde, setzen die Vorsegel und lassen uns in die Stadt treiben. Wir finden einen freien Liegeplatz an der Blücherbrücke direkt an der Kiellinie, der Promenade an der Innenförde. Die weit abstehenden Dalben machen einige Probleme beim Anlegen. Eva feiert Wiedersehen mit ihrer Schwester, die unsere Fahrt vom der Schleuse bis zum Liegeplatz verfolgt hat. Dank ihres Autos können wir die Impuls wieder verproviantieren. Am Abend geht ein kräftiges Gewitter über der Förde nieder. Wir müssen den Niedergang dicht machen, so stark regnet es. Wegen des schlechten Wetters bleiben wir noch zwei Tage in Kiel, dann verlegen wir uns nach Strande.
Kiel - Strande
Dienstag 07. Juli. Nur mit Vorsegel bei achterlichen Wind zieht die Impuls zwei Stunden nach Strande. Hier gibt es endlich wieder mal WLAN am Liegeplatz. Für die nächsten drei Tage wird Westwind mit 7-9 Bft vorhergesagt, dh. Abwettern in Strande. Die Mädels freuen sich auf gemeinsame Plauderstunden. Südlich neben Strande liegt Schilksee. Hier finden derzeit die Weltmeisterschaften der J/80 Kielboote statt.
Strande - Kappeln
Samstag 11. Juli. Unser nächstes Ziel ist die Schlei. Nach den stürmischen letzten Tagen ist das Meer heute kaum bewegt, kleine Anglerboote wagen sich bis zum Leuchtturm Kiel. Nach der Ansteuertonne Schleimündung, fahren wir unter Motor 5sm betonntes Fahrwasser bis nach Kappeln. Der Stadthafen vor der Brücke ist bis auf den letzten Platz belegt. Zum Glück steht die Brücke gerade offen, so dass wir weiterfahren können. Hinter der Brücke im ASC Yachthafen bei starker Strömung legen wir an. Die Dalben stehen sehr eng, aber mit reichlich Gas geben kommen wir durch. Der Spaziergang durch die Stadt ist schnell erledigt, die Nikolaikirche und die Mühle Amanda sind geschlossen. Dafür gibt es am Liegeplatz sehr guten Internetempfang. Kappeln wurde erstmals 1357 urkundlich erwähnt. 1406 kam die Stadt zum Domkapitel der Stadt Schleswig und 1533 zum Adelsgut Roest. 1799 wurde die Leibeigenschaft durch Landgraf Karl von Hessen-Kassel, königlich-dänischer Statthalter in den Herzogtümern Schleswig und Holstein, aufgehoben. Nach der Annexion Schleswig-Holsteins durch Preußen 1867 (nach dem Deutsch-Dänischen Krieg) wurde die preußische Ordnung eingeführt. 1870 erhielt Kappeln Stadtrechte.