Marina di Ragusa - Gallipoli (Apulien)
Silvester in Marina di Ragusa
Schon lange haben wir den Wunsch, den Jahreswechsel einmal auf unserem Boot zu verbringen. In nordischen Gefilden war das wegen der Winterfestmachung schlecht möglich. Nun aber liegt das Schiff im milden Klima des Mittelmeeres. Am 30.12.2019 fliegen wir nach Catania, Ankunft 16:00 Uhr. Am Flughafen gibt es Ärger mit dem Mietwagen den wir über Ryanair online gebucht hatten. Man erklärt uns, dass der Vertrag ungültig sei, da der Abholetermin (Defaultwert 10:00 Uhr) überschritten wurde. Unseren Einwand, dass die Flugnummer Vertragsbestandteil ist erkennt man nicht an. Wir sollen in England anrufen. Machen wir und wir streiten uns am Telefon, da sie den gezahlten Betrag auch nicht herausgeben wollen. Genervt legen wir auf. Wir fragen noch bei anderen Anbietern nach einen Wagen, aber landen am Ende wir wieder bei Goldcar. Wir bekommen genau der Wagen den wir im Ryanair Vertrag gebucht hatten, nur deutlich teurer. Die Fahrt nach Marina di Ragusa führt uns im Regen über einen schneebedeckten Pass, wir kommen aber gut durch. Leicht erschöpft beziehen wir unser Schiff. Am nächsten Morgen scheint die Sonne, die Temperatur ist frühlingshaft. Am Abend geht es zum großen Silvester-Dinner ins Restaurant "Calamanca". Uns erwartet ein 9-Gänge Meeresfrüchte Menü mit Getränken zu einem moderaten Preis. Es begann 21:00 Uhr mit Austern und Prosecco, geschmacklich die besten Austern die wir je gegessen hatten. Weiter erwähnenswert das Carpaccio vom Amberjack (einer Makrelenart), Risotto mit Gambas aus der Region, Lobster auf Lasagne mit Auberginen-Creme. Mitternacht sind die Hauptgänge beendet, jedes Paar bekommt eine Flasche Sekt und exakt zum Jahreswechsel lassen die Gäste die Korken knallen, dann wird angestoßen und man beglückwünscht sich zum Neuen Jahr. Ein großes Silvesterfeuerwerk gibt es hier nicht, nur vereinzelt werden Fontänen am Strand gezündet. Nach Mitternacht werden noch zwei Desserts serviert, die das Menü abrunden. Wir sind froh über die sehr gelungene Silvesterfeier. Den Neujahrstag verbringen wir bei Sonnenschein auf dem Schiff. Die folgenden Tage erkunden wir die Umgebung mit dem Mietwagen. Wir fahren nach Donnalucata und Marina di Modica. Hier wandern wir zur alten Fabrikruine La Fornace Penna. Tags darauf ein Ausflug zum kleinen Fischerdorf Punta Secca mit seinem weissen Leuchtturm, Torre di Mezzo und Scoglitti einem Küstenort mit Jachthafen. Unser letzter Ausflug führt uns nach Scicli, einer Stadt die zum UNESCO-Welterbe erklärt wurde. Die Stadt wurde 1693 von einem Erdbeben zerstört und danach im Stil des sizilianischen Barocks wieder aufgebaut. Am 08.01.2020 fliegen wir zurück nach Deutschland.
Corona Krise
Im März erreicht die ▷ COVID-19-Pandemie Italien und Deutschland. Unsere Marina informiert uns per Mail, dass nach dem Dekret des Gesundheitsministers der maritime Transport von Reisenden von und nach Sizilien ausgesetzt ist. Wenn im Sommer die Urlaubssaison ausfällt, trifft dies besonders die Länder Südeuropas. Der Anteil der Tourismusbranche am Bruttoinlandsprodukt (BIP) macht in Italien 13,2 Prozent und in Griechenland 30,9 Prozent aus. Mitte Mai erklärt die italienische Regierung, das ab dem 3.Juni EU-Bürger wieder ins Land dürfen. Reisen innerhalb Italiens sollen ohne regionale Beschränkungen möglich sein. Die Verpflichtung zu einer zweiwöchigen Quarantäne nach der Einreise entfällt. Die Bundesregierung belässt ihre weltweite Reisewarnung bis zum 14. Juni. Ryanair hat für Juni alle Flüge nach Catania ausgesetzt. Wir buchen einen neuen Flug bei KLM mit Zwischenstopp in Amsterdam für den 16.Juni. Nachdem wir eine Stunde im Flughafen Frankfurt mit Mundschutz am Check-In Schalter anstehen, wird auch dieser Flug abgesagt. Neuer Versuch übermorgen. Freitag morgen sagt unsere Nachbarin: das Bodenpersonal im Flughafen streikt. Wir begeben uns mit ungutem Gefühl auf dem Weg, aber diesmal heben wir tatsächlich ab. 13:10 Uhr landen wir in Amsterdam Schiphol, übernachten im Hotel "citizenM" direkt am Flughafen und am nächsten Morgen checken wir früh um sieben wieder ein. Herrliches Wetter, wir sehen aus dem Flieger das Po-Delta, die Insel Capri, die Liparischen Inseln. Nach der Landung nehmen wir den Direkt-Bus nach Marina di Ragusa. So hat es im sechsten Anlauf trotz Corona Krise doch noch geklappt. Das Schiff ist in gutem Zustand, nur reichlich Saharasand ist an Deck. Endlich wieder an Bord. Die Hafengebühr müssen wir bis Ende des Monats entrichten und so verschieben wir unsere Abfahrt bis dahin. Ohne Eile bereiten wir die Weiterreise vor.
Marina di Ragusa - Syrakus
Montag 29.06.2020. Nach acht Monaten Marina di Ragusa geht es für die Impuls wieder auf die Reise. Wir wollen direkt nach Syrakus fahren und wegen der langen Strecke schon früh 07:00 Uhr starten. Vor dem Auslaufen sollten wir einen Marinero über Funk anrufen. Machen wir: "Do you read me ?" - keine Antwort. Endlich, nach einer halben Stunde kommt er mit dem Schlauchboot angefahren, erzählt etwas von "problemo", was wir aber nicht verstehen. Er gibt uns unseren Deposit und geleitet uns durch die Hafenausfahrt, die gerade ausgebaggert wird. Wir sind froh, den Absprung geschafft zu haben. Kaum Wind, unter Motor erreichen wir gegen Mittag die SE-Spitze von Sizilien. Vorbei an der Stadt Capo Passero mit dem Leuchtturm, dann die Insel Capo Passero mit der markanten Festung. Die dahinter liegende Fischfarm "Acqua Azzuro" lassen wir backbord und nehmen Kurs auf das Capo Murro di Porco. Es ist heiß, kein kühlendes Lüftchen. 6kn achterlicher Wind und 6kn Fahrt ergeben eben Null relativen Wind. In der westlichen Bucht von Syrakus fällt kurz nach 17 Uhr der Anker auf 8m Tiefe Der Untergrund ist Schlamm (mud) und wir sind nicht sicher, ob der Anker hält. Als der schwache Wind dreht kommen wir einem neben uns liegenden Katamaran ziemlich nahe. Also nochmals Anker auf und ein Stück weiter östlich verlegt. Am Abend erklingt von der Stadt her Jazzmusik. "Summertime, and the livin' is easy, fish are jumpin' ...". Und tatsächlich springen Fische um uns herum aus dem Wasser. Am nächsten Morgen beschließen wir noch eine Nacht hier liegenzubleiben, einfach weil es schön ist.
Syrakus - Riposto
Mittwoch 01.07.2020. Am Morgen heißt es Anker auf, dabei wird das Deck durch reichlich Schlamm verschmutzt. Mit der Pütz und Seewasser spülen wir den Dreck zurück ins Meer. Die Ausfahrt um die Altstadt Ortiga und das Castello Maniace ist beeindruckend. Um den Unterwasserfelsen Scoglio dei Cani navigieren wir diesmal sorgsam. Dann legen wir Kurs auf Riposto. Vor uns ragt der Ätna aus dem Dunst. Wir kommen nur langsam voran weil wir heute gegen 1kn Strom anfahren müssen. 10:00 Uhr liegt Augusta querab. Ein kleiner Schwarm Delfine kommt auf uns zu geschwommen und begleitet uns in der Bugwelle. Wenig später kommt von Land aus ein Hubschrauber auf uns zu, umkreist uns, der Pilot gibt mit der Hand irgend welche Zeichen, dann fliegt er davon. Wir verstehen das Manöver nicht und überprüfen unsere Position in der Seekarte, alles Bestens. Am Nachmittag geht die Fahrt weiter über die nicht enden wollende Bucht von Catania. Kurz vor dem Tagesziel Riposto kommt Wind auf und die Welle nimmt stark zu. Gegen Abend legen wir im Porto dell Etna an und zahlen für ein paar Nachtstunden 97 € Liegegebühr plus Deposit für Strom. Keine Alternative weit und breit lässt die Hafenbetreiber bei den Durchreisenden einfach zugreifen. Das Restaurant "Marricriu" (bester Schwertfisch ever) hat heute leider geschlossen. Wir essen in einer Pizzeria mit Meerblick. Der Kellner begrüßt uns freudig, endlich wieder Touristen hier. Wir prüfen noch einmal verschiedene Wettervorhersagen. Es bleibt dabei, wir müssen schon morgen weiter über die Straße von Messina, später wird es sehr ungemütlich. Der Wecker ist auf fünf Uhr gestellt.
Riposto - Roccella Ionica
Donnerstag 02.07.2020. Aufstehen, Kaffee kochen, ablegen. Die Bordroutine hat sich schnell wieder eingestellt. Punkt 06:00 Uhr geben wir an der Tankstelle die Zutrittskarte zurück und erhalten unser Deposit. Nach der Hafenausfahrt lassen wir den Ätna hinter uns und sehen backbord im Morgennebel das in den Bergen liegende Taormina. Wir fahren direkt der Sonne entgegen nach Kalabrien. Gegen 09:00 Uhr gibt es die vorhergesagten 10kn halben Wind und so können wir prima motorsegeln. Später frischt der Wind auf 18kn auf und wir kommen gut voran. Aber am späten Vormittag dreht der Wind auf Ost, wir müssen das Segel bergen und auch noch gegen 0,6kn Strom ankämpfen. Und wieder tauchen ein paar Delfine vor uns auf, dieses Mal ignorieren sie unsere Bugwelle und sind flink vorbei. Vor der Stadt Palizzi Marina liegen zahlreiche Schiffswracks. Wir respektieren das Sperrgebiet und fahren entlang der Küste auf 10m Wassertiefe. Als wir um das Capo Spartivento herum sind legen wir Kurs auf Rocella Ionica, noch 29sm. Die Küste ist durch die Ausläufer der Apenninen sanft hügelig, dahinter steil gebirgig, ein bisschen wie im Allgäu. Die Sonne brennt erbarmungslos und die Fahrt scheint kein Ende zu nehmen. Gegen 19:00 Uhr sind wir vor Roccella Ionica. Die Hafeneinfahrt des Porto delle Grazie soll versandet sein und bietet nur eine schmale Durchfahrt. Den Tiefenmesser immer im Blick fahren wir langsam in den Hafen. Auf unseren Funkruf erscheinen zwei Marineros, die uns den Liegeplatz zuweisen und das Schiff professionell am Fingersteg festlegen. Abgewickelt wird die Anmeldung und Bezahlung am Steg, ein erfreulicher Service. Zum Abendessen gibt es 0,5m Pizza im Hafenrestaurant, das in einem Pinienwald liegt.
Roccella Ionica - Le Castella - Crotone
Dienstag 07.07.2020. Heute Abend soll es 6-7 Bft Starkwind geben, deshalb wollen wir möglichst zeitig am Ziel sein. Wir legen früh ab und sind nach zwei Stunden Fahrt am Punta Stilo. Weiter geht die Fahrt über den Golf di Squillace nach Le Castella. Als wir in den Hafen einfahren ist es 16:30 Uhr. Der Hafen ist voll. Man winkt uns zu und gibt mit Handzeichen zu verstehen, dass wir hier keinen Platz bekommen können. Wir könnten vor dem Hafen ankern, wenn bloß nicht der angekündigte Starkwind wäre. Wir entscheiden uns weiter bis Crotone zu fahren. Nach dem Kap Rizzuto kommt wie angekündigt der Sturm auf. Der Wind ist genau gegen uns, die Welle wird immer höher. Laut krachend ins Wellental fallend kämpft sich die Impuls voran. Wir werden durch das überkommende Wasser nass. Dazu kommt noch das die Tankanzeige auf Null gegangen ist. Vorbei an den betonnten Naturreservaten erreichen wir Capo Colonne und endlich bei Sonnenuntergang fahren wir in den Porto Vecchio von Crotone ein. Hier ist das Wasser ruhig, nur der Wind weht noch stark. Wir bereiten das Schiff zum anlegen vor, man weist uns eine Lücke am Steg des Yacht Kroton Clubs zu und hilfreiche Hände erleichtern das Anlegen. Langsam fällt die Anspannung der letzten Stunden ab. Es gibt erst mal einen "Anleger", einen Gin Tonic. Für einen Restaurantbesuch haben wir keine Lust mehr. Am nächsten Tag besichtigen wir die Stadt, die von Griechen als Kroton gegründet wurde. Pythagoras zog um 530 v.Chr. hierher und gründete eine Schule des Wissens, der Wissenschaft, der Mathematik und der Musik. Neben dem Fischmarkt erhebt sich eine Burg von Karl V. aus dem 16. Jahrhundert. Dahinter liegt die Altstadt. Abends gehen wir zur Strandpromenade mit ihren unzähligen Restaurants und Bars. Alle gut besucht. Wir entscheiden uns für Meeresfrüchte im "Salvia Menta e Rosmarino". Der Kellner überredet uns zu einer sieben gängigen Vorspeise (Tomate, Ziegenkäse, Thunfisch, Sardinen, lokale Fischspezialität, Pulpo, Cozze) nach der wir eigentlich schon satt sind. Dann kommt noch der Hauptgang Linguine Vongole und Seeteufel (Monkfish). Gut gelaunt gehen wir zurück zum Schiff.
Crotone - Cirò Marina
Freitag 10.07.2020. Man könnte den Golf von Tarent von Crotone aus überqueeren. Aber wir haben Zeit und wollen noch den kleinen Fischerort Cirò Marina anlaufen. Von hier kommt der berühmteste DOC-Wein Kalabriens. Zuerst müssen wir tanken. Wir warten fast eine Stunde an der Tankstelle, dann kommt der Tankwart mit dem Moped angerast. Nachdem der Tank voll ist wissen wir, dass wir trotz Tankanzeige Null noch 30 Liter Diesel Reserve hatten. In entspannter Fahrt unter Motor geht es entlang der Küste nach Cirò, wo wir zur Siestazeit längsseits in der hintersten Ecke hinter den Fischern am letzten freien Liegeplatz anlegen. Es ist windstill und brütend heiß. So warten wir bis zum Abend mit unserem Landgang. Weil die Restaurants noch geschlossen sind laufen wir über eine Stunde durch die Stadt. Am Ende gelangen wir ins "La Conchiglia" und bekommen eine hervorragende Meeresfrüchtesuppe und leckeren gegrillten Sepia.