Sozialistische Republik Vietnam







"Ungebildet sein ist, wie im Dunkeln gehen."
(Aus Vietnam)





Vietnam & Kambodscha

Hue - Hoi An

Dienstag, 07. März. Am Morgen steht ein neuer Bus für uns bereit. Vor der Abfahrt entzündet der Busfahrer ein paar Räucherstäbchen und bittet damit die Götter um eine sichere Fahrt über fast 500m hohen Hai-Van-Pass, der wegen des häufig auftretenden Nebels auch Wolkenpass genannt wird. Die Passstraße über die Ausläufer der Truong-Son-Berge bildet die natürliche Grenze zwischen Nord- und Südvietnam. Langsam windet sich unser Bus die kurvige, gut ausgebaute Straße empor zum Scheitelpunkt. Der Platz wird touristisch vermarktet, die Händler sind recht aufdringlich. Wir entfliehen und genießen die Aussicht auf die Berge und das südchinesische Meer. Gegen Mittag halten wir in Da Nang und besuchen das kleine aber feine Cham Museum. Die Ausstellung zeigt sehr gut erhaltene Skulpturen, Tempelreliefs, Gedenksteine und wiederholt die Götter Shiva und dessen Sohn Ganesha. In uns werden Erinnerungen geweckt an unsere Tempelbesuche in Thailand, Nepal und Indonesien. Nach diesem Höhepunkt wird für das leibliche Wohl gesorgt. In einer Garküche wird uns eine phantastische Hühnernudelsuppe serviert. Gestärkt fahren wir weiter zu den Marmorbergen, einer Kette aus fünf Hügeln, die aus der Ebene herausragen. Auf dem Berg Son Thuy laufen wir durch einen sehr schönen Park mit Wasserspielen, Blumenarrangements, Tempeln, Pagoden, Buddhastatuen und anderen Skulpturen. Einige Tempel sind in die Höhlen des Berges gebaut. Durch mehr oder weniger Lichteinfall entsteht hier eine besondere Stimmung. Am Abend sind wir in Hoi An im Hotel. Nach kurzer Erfrischung trifft sich die Gruppe zum Abendessen in der Altstadt. Wir laufen durch belebte Gassen, die durch unzählige Lampions in allen Farben hell erleuchtet sind. Zurück im Hotel lassen wir den Tag mit einem Wein über den Dächern von Hoi An ausklingen.

Hoi An

Mittwoch, 08. März. Am Vormittag erkunden wir die Umgebung der Stadt mit Fahrrädern. Wir fahren zum lokalen Markt und weiter zu einem Dorf, wo ökologisch Gemüse angebaut und an Händler und Restaurants verkauft wird. Durch Reisfelder fahren wir zum Strand Cua Dai für ein kurzes Bad im Meer. Dann geht es gemächlich zurück. Am Coconut Island pausieren wir abermals, es ist mittlerweile sehr heiß geworden und das frische Kokosnusswasser schmeckt köstlich. Am späten Nachmittag laufen wir wieder durch die Stadt. Am Ende des Marktes finden wir ein kleines Lokal zum Abendessen, das Blue Dragon. Wir wählen zwei verschiedene Set Menüs. Am Ende zahlen wir knapp 10 Euro für sehr leckere Speisen, Getränke und freundliche Bedienung.
Donnerstag, 09. März. Die Sonne brennt heiß. Auf unserem Bummel zu den Sehenswürdigkeiten Hoi An's. suchen wir jeden schattigen Platz. Wir besichtigen das Folkloremuseum. Ausgestellt sind einige Musikinstrumente, aus Bambus geflochtene "Rechen", mit denen Fische gefangen werden und Schautafeln über die Seidenproduktion vom Kokon über die Wäscherei zur Weberei. Alles sehr bildhaft gestaltet. Beim Besuch eines Tempel werden wir von einem jungen Mann angesprochen, der sich zuerst als Führer anpreist und als wir ablehnen eine Spende fordert - unangenehme Begegnung. Wir laufen weiter zur Japanischen Brücke, dem Wahrzeichen der Stadt. Die kleine Holzbrücke verband Ende des 16. Jahrhunderts die chinesischen mit den japanischen Wohnvierteln. Der Ort ist reizvoll aber verständlicherweise touristisch überlaufen. Für den Abend haben wir in der Altstadt im Restaurant The Tropics einen Kochkurs gebucht. Es wurden vietnamesische Pfannkuchen mit Salat zubereitet, Fisch im Bananenblatt und gebratene Frühlingsrollen. Nach zwei Stunden war der Spaß vorbei und wir waren etwas enttäuscht. Damals in Udaipur (Indien) haben wir mehr gelernt.

Hoi An - Quy Nhon

Freitag, 10. März. Wir fahren nach My Son zur Gedenkstätte für das Massaker von Mhy Lai. Das Dorf wurde 1968 unter dem Vorwand, die Gegend von Vietcong zu säubern, dem Erdboden gleichgemacht. Im Museum zeigen Fotografien die Grausamkeit des Geschehens. Das Dorf ist heute erkennbar an den Resten der Betonfundamente der ausgebrannten Bambushütten. Auf der Weiterfahrt reißt ein Keilriemen und der Busfahrer agiert als Automechaniker so dass wir nach kurzer Unterbrechung unsere Fahrt fortsetzen können. Wieder fallen die vielen Baustellen auf. Aber die Strandpromenade und Hotelkomplexe sind fertig, alles sehr modern und sauber. Hier gibt es keine Garküchen und Straßenmärkte mehr, alles clean.

Quy Nhon - Nha Trang

Samstag, 11.März. Heute hat der Busfahrer wieder Räucherstäbchen am Bus angebracht und bittet damit die Götter um eine Gute Fahrt ohne böse Überraschungen. Es wird ein langer Fahrtag mit wenigen Unterbrechungen. Wir halten in Qui Nhon am Hafen, um Fotos der Schiffe zu bekommen. Nächster Stop ist bei einer kleinen Firma, die Fischsoße herstellt. Es riecht entsprechend streng. Zur Zubereitung der Fischsoße werden kleine Sardinen getrocknet und im Verhältnis 1:1 mit Salz in Bottiche geschichtet. Nach der Reife wird der Extrakt ausgefiltert. Die erste Filterung erzeugt die teuerste Soße. Dann wird der Bottich mit Salzwasser aufgefüllt, gewartet und die 2. Filterung abgeseiht. Die Prozedur wird drei bis viermal je Bottich wiederholt und stolz erzählt man uns, dass das Endprodukt weltweit vertrieben wird. Im Norden der Großstadt Nha Trang angekommen besichtigen wir noch die drei Cham-Türme Thap Ba Pongar bevor wir ins Hotel im Stadtzentrum fahren. Eine Dusche befreit uns vom klebrigen Tagesschweiß und erfrischt gehen wir zum Abendessen in die Stadt. Wieder das laute Hupen des Straßenverkehrs und der Lärm der Baustellen um uns herum. Der Holzkohlegrill vor dem Straßenrestaurant Tasty Food&Store verführt, wir haben Lust auf Barbecue. Das Lokal scheint in russischer Hand zu sein. Die Speisekarte offeriert das Angebot in 4 Sprachen: russisch, englisch, vietnamesisch und chinesisch. Nha Trang wird auch das Mallorca der Russen genannt.

Nha Trang

Sonntag, 12. März. Es ist so heiß draußen, dass wir uns kaum vor die Tür trauen. Irgendwann muss aber gegessen werden. Wir laufen zum Strandboulevard Tran Phu und genießen eine Nudelsuppe im Schatten großer Bäume. Die Strandpromenade braucht Vergleiche mit Anlagen weltweit nicht zu fürchten, alles modern, sauber, einladend. Der Sandstrand ist schmal und glasklare Wellen brechen mit Wucht aufs Land. Eva wagt das Bad im Südchinesischen Meer. Das Wasser ist warm wie in der Badewanne, es bringt in Ufernähe keine Abkühlung. Erst wenn man etwas weiter raus schwimmt wird es kühler. Wir gehen früh zu Bett weil die Nacht sehr kurz wird. Unser Flug nach Saigon geht früh 7:20 Uhr, wir müssen um 4:45 Uhr zum Flughafen abfahren.

Nha Trang - Ho Chi Minh City (Saigon)

Montag, 13. März. Nach kurzer Nacht fahren wir bei Vollmond zum Flughafen. Einchecken und warten bis endlich der Flieger abhebt in den Morgen. In Saigon bringt uns ein Bus zum Hotel. Wir können die Zimmer noch nicht beziehen und überbrücken die Zeit mit einer Rikscha Tour durch Chinatown (Cholon). Die Rikschafahrer kämpfen sich durch das dichte Verkehrsgewühl. Wir halten an der Quan Am Pagode, dem Binh Tay Markt, einer Straße für chinesische Kräuter, einer christlichen Kirche aus der Kolonialzeit, der Thien Hau Pagode und zuletzt an einem Bestattungshaus. Rikschas sind die Ausnahme im typischen Verkehrsgewühl der Stadt, sie werden überwiegend von Touristen genutzt. Für die Fahrer sind sie häufig die einzige Einnahmequelle. Saigon ist anders als Hanoi, weitläufig und modern. Die ehemalige Kolonialstadt hat sich zur pulsierenden Metropole entwickelt.

Ho Chi Minh City (Saigon)

Dienstag, 14. März. Auf eigene Faust erkunden wir die Stadt. Wir laufen zur Kathedrale Notre Dame die von französischen Kolonisten erbaut wurde. Daneben steht das von Gustave Eiffel entworfene alte Hauptpostamt. Weiter geht es durch das Französische Viertel zum legendären Hotel Continental. Hier schrieb der britische Schriftsteller Graham Greene den 1955 erschienen Roman "Der Stille Amerikaner" und während des Vietnamkrieges trafen sich hier die Kriegsberichterstatter aus der ganzen Welt. Direkt daneben liegt das im französischen Kolonialstil errichtete Opernhaus. In einer Seitenstraße entdecken wir das kleine Restaurant Pho Hung und genießen die bisher beste Nudelsuppe unserer Reise. Wir laufen weiter zum Hotel Majestic und blicken von der Dachterrasse aus über die Stadt. Am Saigon Fluss, der übel riecht und sehr verschmutzt ist, halten wir uns nur kurz auf. Der Rückweg führt über den Cua Bac Markt. Am daneben liegenden Ben Thanh Street Food Market lassen wir uns fußlahm nieder und essen eine Kleinigkeit.

Ho Chi Minh City (Saigon)

Mittwoch, 15. März. Ausflugstag. Wir fahren ins nördlich gelegene Cu Chi und besichtigen den zugänglichen Teil des Tunnelsystem, aus dem heraus die Vietcong den Vietnamkrieg führten und das als Wunder in die Militärgeschichte eingegangen ist. Unser vietnamesischer Guide spricht sachlich und stolz über die Ausstellung. Es ist beeindruckend zu hören wie das Leben in bis zu vier Etagen unter der Erde organisiert mit Wohneinheiten, Büros, Schulen und Lazaretten. Um ein Gefühl für die Enge zu bekommen können Besucher durch einen kleinen Tunnel hindurchgehen, der dafür in Höhe und Breite erweitert wurde. Wir fahren weiter nach Tay Ninh, dem Hauptsitz der Religionsgemeinschaft Cao Dai. Die Anhänger der Religion glauben an eine höchste Gottheit mit dem Gottesnamen Cao-Dai, die durch das "Heilige Auge", welches über der Weltkugel steht symbolisiert wird. Entbehrung, Nächstenliebe, Selbstlosigkeit, Vegetarismus und Alkoholverbot gelten als moralische Pflicht. Zusammen mit zahlreichen anderen Reisegruppen erleben wir eine Gebetszeremonie in der Kathedrale. Im Gelände draußen leben recht aggressive Affen. Zurück im Hotel verabreden wir uns zum Abendessen. Wir lassen uns vom Kellner beraten und erleben den Reinfall: Hühnerfüße und Schweineschwanz sind nicht unser Ding. Es wird viel gelacht und wir nehmen noch einen Diaciri (Rum, Triplesec, Limette) in einer Bar.

Saigon - Can Tho (Mekong-Delta)

Donnerstag, 16. März. Wir verlassen Saigon und fahren nach My Tho, das auch Tor zum Mekong Delta genannt wird. Von weitem sehen wir eine überdimensionierte Buddhastatue aus weißem Marmor. Es gibt drei davon, den Liegenden, den Stehenden und den Lachenden Buddha. Sie gehören zur buddhistischen Tempelanlage Vin Trang. Nach der Besichtigung geht es weiter zum Fluss. Wir setzen über auf die Insel Con Phung (Phönix Insel) zum Mittagessen. Im Restaurant wird Elefantenohrfisch serviert. Zum Programm gehören noch der Besuch einer Palmzucker-Bonbon-Manufaktur und eine Bootsfahrt mit kleinen Ruderbooten, den Sampan, durch den Nippa-Palmen-Wald. Unsere Fahrt endet heute in Can Tho, der größten Stadt des Mekong Deltas. Die neun Arme des Mekongs, die ins Meer fließen, werden in Vietnam "Cuu Long" genannt, zu deutsch: neun Drachen. Neun ist eine Glückszahl für Buddhisten.

Can Tho - Chau Doc

Freitag, 17. März. Am Morgen geht es mit kleinen Motorbooten über den Can Tho-Fluss in den Cai Khe-Kanal zu den Schwimmenden Märkten. Leider ist es stark bewölkt und es scheint, als ob das Grau des Himmels mit den Booten und deren Waren verschmilzt. Auf der Rückfahrt regnet es in Strömen. Es folgt noch eine lange Busfahrt nach Chau Doc. Am Abend finden wir zufällig das kleine familiär geführte Restaurant Mekong. Die Großmutter nimmt die Bestellung auf, ihre Enkelin fragt sicherheitshalber noch einmal freundlich nach. Dann werden wir fürstlich bedient, das Essen ist preiswert und sehr gut.



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