Stralsund - Kopenhagen
Für die Rückreise nach Stralsund brauchen wir mit Fernbussen fast 14 Stunden. Wir sind froh, gegen halb zehn abends wieder beim Schiff zu sein. Die Impuls hat unsere Abwesenheit unbeschadet überstanden. Wir schlafen großartig beim gewohnten Klang des Windes in den Wanten. So langsam wird es Zeit für uns, ein Winterlager für die Impuls zu finden.
Stralsund - Neuhof - Greifswald
Dienstag 25. August. Wir segeln als erstes nach Neuhof. Die Marina liegt in einer natürlichen Bucht am Strelasund, die Anlage wirkt gepflegt. Gegen ein Winterlager hier sprechen die Lage abseits der Zivilisation und das schlecht funktionierende Internet. Im Marina-Restaurant "Ziegelhafen" essen wir sehr gut zu Abend. Am nächsten Tag segeln wir vier Stunden durch den Strelasund nach Greifswald Wieck. Die Wiecker Klappbrücke wurde vor zwei Wochen bei der Durchfahrt vom Traditionssegler "Lovis" touchiert. Die Brücke ist jetzt teilweise demontiert. Dahinter ist eine Behelfsbrücke für Fußgänger eingerichtet. Wir legen auf der Südseite gegenüber der Jugendherberge an, die wir von unserer Via Baltics Wanderung kennen. Tags darauf fahren wir weiter in die Marina am Ryck. Wir legen uns in die Nähe des Hafenbüros und haben Endlich wieder einmal Internet. Die Atmosphäre ist ungezwungen, das Hafenpersonal entgegenkommend, fast familiär. Wir fühlen uns auf Anhieb wohl hier. Wir fragen nach einem Winterliegeplatz und nach Prüfung der Details sind wir uns einig. Alea iacta est - unser Winterlager ist Greifswald. Krantermin ist der 05. Oktober, dann steht die Impuls bis April im Freilager neben dem Werftgelände. Samstag 29. August. Heute feiert Greifswald ihr traditionelles Stadtfest zu Ehren des berühmtesten Sohnes der Stadt unter dem Motto "Ein Tag mit Caspar David Friedrich". Mit einem historischen Jahrmarkt mit Karussells, Musik, Puppenspiel und altem Handwerk kann man sich in die damalige Zeit zurückversetzen lassen. Nach der Eröffnung des Jahrmarktes gehen wir in das Pommersche Landesmuseum. Architektonisch sehr gelungen, Gemäldegalerie und sehenswerte Ausstellung zur Landesgeschichte. Anschließend bummeln wir über den Fischmarkt mit Kunsthandwerkern, besuchen nochmal den Dom St. Nicolai und steigen auf den Turm.
Greifswald - Kröslin
Sonntag 30. August. Wir brechen zum letzten größeren Törn dieser Saison auf. Auf Empfehlung steuern wir zuerst Kröslin an. Da der Wind aus NE kommt müssen wir bis zur Peenemündung motoren. Dann geht es bei leichter Brise nur mit Vorsegel in die Peene bis nach Kröslin. Der Hafen überrascht positiv, alles ist sehr gut ausgebaut. Abends gehen wir in das "STEGhouse" und bekommen ein super Essen (Steak mit Schalotten-Salbei Kruste und Portweinjus). Am nächsten Tag starten wir zu einem kleinen Ausflug in das schräg gegenüber liegende Karlshagen. In Karlhagen waren wir vor Jahren mit einem gecharterten Boot. In guter Erinnerung haben wir die Fischräucherei am Hafen, die heute leider geschlossen ist. Wir laufen die 2 km quer über die Insel zur Strandpromenade. Hier ist nichts mehr wieder zu erkennen aus unserer Zeltkinozeit der 80er Jahre. alles ist modern angelegt. Zurück in der Marina merken wir, dass der WLAN-Empfang recht schwach ist. Dafür will man hier 7,50€ für 8h WLAN Nutzung. Nicht mit uns. Wir fahren nach Kröslin zurück. Abends gehen wir in die Tapas-Bar "Kantappa" (Teuflische Kartoffeln, Hackbällchen in Tomatensauce, Datteln im Speckmantel) - alles sehr lecker. Die Marina Kröslin ist eine Empfehlung wert. Sie gehört zur Centum Prata Gruppe, welche im Besitz einer saudischen Familie aus Riad ist. Man merkt, dass hier viel investiert wurde und ein cleveres Management dahinter steht.
Kröslin - Saßnitz
Mittwoch 2. September. Bei halbem bis raumem Wind segeln wir mit gerefftem Vorsegel nach Rügen. Vorbei an der Halbinsel Mönchgut, vorbei an Gören, Baabe, Sellin mit seiner Seebrücke und Prora. Der Yachthafen Saßnitz liegt geschützt hinter einer Außenmole. Es ist ziemlich leer. Starker Schwell steht im Hafen an. Wieder fehlt das Internet. Beim von Bord gehen über den Bug unterschätzt Eva die Höhe und kann den Sprung nicht abfangen. Sie stürzt aufs Knie und braucht etwas Zeit, bis der Schmerz und der Schreck nachlassen. Der gestrige Sturz blieb gottlob ohne Folgen. Wir besichtigen die Kirche und die Altstadt, die weiter östlich liegt. Der Alte Marktplatz wirkt sehr klein aber dank vieler Kneipen irgendwie gemütlich. Auf der Promenade laufen wir zurück zum Schiff. Am späten Nachmittag gehen wir einkaufen: Brot, Wein und Geld. Das Angebot "Eine viertel Ente mit Rotkohl und Klößen für 11,60 €" lockt uns zum Abendessen ins "Haus Fährblick", nicht schlecht. Das Kuriose ist, dass Bratheringe mit Bratkartoffeln einen Euro teurer sind. Die Serviererin schaut noch genau so mürrisch wie zu DDR-Zeiten, nur ihre aufgeklebten Fingernägel entspringen der Neuzeit. Auf dem Schiff gibt es noch einen Sundowner.
Saßnitz-Rønne
Freitag 4. September. Wir starten zum Sonnenaufgang. Die Kreidefelsen leuchten malerisch im Morgenrot. Wir lavieren uns durch zahlreiche Stellnetze der Fischer und nehmen Kurs auf Bornholm. Gegen Mittag sehen wir die Insel am Horizont. An Bb zieht ein Gewitter auf, aber wie durch ein Wunder bleiben wir verschont. Nach über 10 Stunden Fahrt legen wir im Yachthafen Nørrekås an. Das Hafengeld ist mit 290DK=39? - sehr happig. Die Dänen haben 25% Mehrwertsteuer und seit Jahren rückläufige Besucherzahlen in ihren Häfen. Im Jahr 2000 hatten sich die Dänen in einer Volksabstimmung gegen den Euro ausgesprochen. Sie sind aber Mitglied im Wechselkursmechanismus II, der besagt, dass die Landeswährung weiterhin innerhalb gewisser Marken fest an den Euro gebunden ist. Tags drauf heult der Sturm und Regen trommelt auf das Deck. Die Schlechtwetterperiode wird uns noch einige Tage in Rønne festhalten. Im Hafen brechen die Wellen an der Kaimauer und Gischtwolken steigen auf. Als der Regen am Nachmittag aufhört gehen wir in den Ort. Am Handelshafen treffen sich Veteranen zum Flagdag. Nachts hört Bernd Geräusche, als ob ein Anker an den Steg knallt. Kann unserer ja nicht sein denkt er, wir hatten doch genügend Abstand zum Steg. Gegen 05:00 merkt er, dass unser Schiff ganz dicht am linken Stegnachbarn liegt. Draußen regnet und stürmt es noch. Segeljacke angezogen und raus. Der Palstek der achterlichen Luvleine hatte sich gelöst. Da die Heckleinen über kreuz lagen, gab es keine Kraft mehr, die das Schiff vom Steg weghielt. Mit der verbleibenden Achterleine kann Bernd das Schiff vorerst notdürftig festgemachen. Nach dem Frühstück wollen wir die Achterleine neu ausbringen. Schwierig bei dem Wind, aber die netten Nachbarn von der Sirius 32 helfen uns. Sie fahren mit ihrem Schlauchbot zur Dalbe und machen die Leine fest. Am Nachmittag geht der Wind bis über 40 Knoten. Impuls zerrt an den Festmacherleinen wie ein junger Mustang. Auch am Folgetag wird die Windvorhersage von der Realität deutlich übertroffen. Bei solchen Wind kann man, muß man aber nicht fahren. Zumal draußen noch eine ordentliche Welle ansteht. Nachmittags gehen wir zum Fährterminal und in die Stadt zum Marktplatz (Store Torv). Endlich scheint mal die Sonne. Wir laufen zum Rathaus (Rådhus) und zurück über Lille Torv und Laksegade zum Schiff.
Rønne - Ystad
Mittwoch 9. September. Am Morgen ist es fast windstill. Die Sirius 32 "Mathilde" bleibt noch bis zum Wochenende und wünscht uns eine gute Fahrt als wir ablegen. Draußen haben wir wieder Wind 6 Bft. Die hohen Wellen schütteln uns ordentlich durch. Wenigstens scheint die Sonne. Wir motoren bis über das Verkehrstrennungsgebiet Bornholmsgat. Danach setzen wir die Segel. Zweimal weichen wir Großschiffen aus. Vor der schwedischen Küste nimmt Welle und Wind etwas ab. Beim Anlegen in Ystad bekommt das Schiff eine neue Narbe am Bug. Bei der Aufhängung der Fingerstege gibt es eine Ecke die nicht abgerundet ist und die erwischen wir frontal - ärgerlich. Wir laufen durch die Stadt zum Marktplatz. Uns fällt auf, dass alles sehr sauber aussieht. Im Supermarkt kaufen wir Köttbullar für den Abend, die erstaunlich lecker schmecken. Alkoholische Getränke werden in Schweden nur im Monopolgeschäft Systembolaget" verkauft. Das hatte schon geschlossen.
Ystad - Höllviken
Donnerstag 10. September. Den ursprünglichen Plan die Halbinsel Falsterbo zu umrunden geben wir auf. Neuer Plan: Falsterbo-Kanal und Übernachtung am Kanalende bei Höllviken und dann gleich nach Kopenhagen. Nach der Ausfahrt Kurs auf Südtonne Kullargrund. 14:12 queren wir das Fahrwasser nach Trelleborg, nachdem kurz davor noch eine Fähre in den Hafen einläuft. Danach frischt der Wind auf und wir rauschen mit 7 kn zur Ansteuertonne Falsterbo-Kanal. Nach der Einfahrt in den Vorhafen des Kanals wir das Wasser ruhig. Wir schaffen die 16:00 Öffnung der Brücke und legen kurz danach in der Marina Höllviken an. Leihräder sind inklusive. Wir radeln ans andere Ende von Höllviken und finden einen "Systembolaget". Wir kaufen einen australischen Chardonnay und einen Sauvignon Blanc aus Chile für je 62 SEK der Liter. Auf dem Rückweg holen wir noch eine Pizza "Rimini" mit Thunfisch, Schrimps, Kapern und Oliven für 80 SEK - es schmeckt richtig lecker.