Wismar - Stralsund
Wismar - Rerik
Freitag 31. Juli. Der Sturm hat sich endlich gelegt. Mit anderen Seglern verlassen wir den Hafen. Vorbei an den Schwedenköpfen der Wismarbucht, dann heißt es wieder Segel setzen. Hinter Timmendorf zeigt sich endlich die Sonne. Rerik kann man nur von Süden über das Haff anfahren. An der Südspitze der Halbinsel Wustrow umfahren wir die Untiefentonne Werder Nord und suchen die Ansteuertonne Rerik. Im Salzhaff bleiben wir achtsam im betonnten Fahrwasser weil es teilweise sehr flach wird. In Rerik winkt uns der Hafenmeister zu unserem Liegeplatz direkt hinter dem Anleger für Fahrgastschiffe. Die kleine Stadt mit Kurhaus und Residenz, Promenade, Seebrücke und dem hellen Sandstrand ist sehenswert. Nach unserem Rundgang stärken wir uns im "Captain Flints" mit Zander mit Tüfteln, das sind Bratkartoffeln. Rückblick des Skippers: der kleine Umweg über Rerik hatte einen Grund. Hier habe ich vor 50 Jahren das erste mal die Ostsee erblickt. Meine Großeltern hatten mich zum Ostseeurlaub mitgenommen. Die Halbinsel Wustrow war von russischem Militär besetzt. Wir wohnten in einer kleinen Holzbaracke direkt vor dem Sperrzaun zwischen Haff und Ostsee.
Rerik - Kühlungsborn
Samstag 01. August. Wir frühstücken bei Sonnenschein auf dem Achterdeck. Das Haff ist spiegelglatt. Wieder in Fahrt zur Südspitze von Wustow sehen wir tausende kleine Quallen im Haff. Wir fahren durch Quallenpudding. In der Ostsee frischt der Wind auf und die Segel werden gesetzt. Der Wind kommt ungünstig, wir müssen kreuzen. Erst 14:00 Uhr haben wir die Ostseeseite von Rerik querab. Knapp drei Stunden später erreichen wir Kühlungsborn. Der große Hafen ist überfüllt aber wir finden noch einen Liegeplatz. Das "Seebad mit Flair" nimmt 26 € Hafengeld und bietet neben dem üblichen Service eine Flaniermeile mit Nobelrestaurants, teuren Boutiquen und Schmuckläden aber keine Versorgung und kein Internet am Liegeplatz. Viele große Motorjachten liegen hier wie ausgestellt unter dem Motto "Sehen und gesehen werden". Zum Einkaufen laufen wir 10 min zum Supermarkt am Stadtrand. Zurück auf dem Boot verbringen wir den Abend an Deck mit untergehender Sonne und Hafenkino.
Kühlungsborn - Rostock
Sonntag 02. August. Auf dem Weg nach Rostock segeln wir mit leichter Brise 2,5kn. Nach kurzer Zeit ziehen steuerbords die weißen Prachtbauten von Heiligendamm an uns vorbei, das Areal wirkt mondän und verwaist. Warnemünde Traffic empfängt und verabschiedet große Schiffe über Funk vor der Einfahrt in die Warnow. Mehrere Kreuzfahrtschiffe liegen am Kai, Fähren queren die Warnow und bis zum Überseehafen herrscht rege Betriebsamkeit. Bis zur Innenstadt Rostock sind dann nur noch Ausflugs- und Sportboote unterwegs. Der Stadthafen sieht marode aus, wir fahren zurück zu den Hafenterrassen, einer neuen Schwimmsteganlage neben dem Haedgenhafen. Hier funktioniert das WLAN über Kabel Deutschland Hotspot - ein Wunder! Zum Tagesausklang gibt es endlich wieder mal einen Filmabend dank Internet Streaming. Montag 03. August. Es ist drückend heiß und bei der Hitze geht nur eines - nichts tun. Eine Planänderung steht an, Bernds alter Schulfreund will mit seinem Motorboot nach Barhöft kommen und uns treffen. Wir werden uns morgen in den Yachthafen Hohe Düne verholen und tags darauf Barhöft anlaufen. Am Abend sitzen wir beim Griechen direkt am Wasser mit Blick auf die Impuls und sind sehr zufrieden mit allem.
Rostock - Warnemünde
Die Yachthafenresidenz Hohe Düne eröffnete 2005. Die Marina ist großzügig angelegt mit reichlich Manövrieraum und passenden Boxen für jede Bootslänge. Der Yachtie blickt auf eine luxuriöse Hotelanlage und dazugehörige Nobeleinrichtungen. Die Atmosphäre ist kühl und distanziert. Wir haben wieder kein funktionierendes Internet.
Warnemünde - Barhöft
Mittwoch 05. August. Vor uns liegen 48sm nach Barhöft, d.h. wir werden etwa 8 Stunden unterwegs sein. In der Morgendämmerung legen wir ab. Mit Reff im Vorsegel segeln wir 6,5kn bei 5Bft und bis 2m Welle zur Westtonne Darßer Ort, dann lässt der Wind nach, die Wellen verschwinden fast. Wir setzen das Groß und fahren mit ausgebaumten Vorsegel Richtung Hiddensee. Inzwischen scheint die Sonne. Wir sitzen entspannt auf dem Achterdeck als Bernd plötzlich hinter uns ein Atemgeräusch hört und sich ruckartig nach achtern dreht. Fast schon an der Badeplattform schwimmen zwei kleine Schweinswale. Wir schauen noch lange gespannt aufs Wasser aber die beiden sind abgetaucht. Im betonnten Fahrwasser lassen wir uns nur mit Vorsegel an Hiddensee vorbei nach Barhöft ziehen. Der Hafen Barhöft verdankt seinem Aufschwung den Offshore Windanlagen. Für die Service-Boote suchte man einen kleinen Schutzhafen mit Tankstelle. Barhöft bekam den Zuschlag und wurde mit EU-Geldern ausgebaut. Die kleine Marina liegt idyllisch in einer Bucht umgeben von Wald. Es gibt einen Minisupermarkt, einen Campingplatz, ein Hotel mit Restaurant und mehrere Ferienwohnungen. Und es gibt sogar WLAN, aber der Hafenmeister meint: "Die Passwörter sind alle".
Barhöft
Donnerstag 06. August. Am Vormittag gibt es endlich ein Internetpasswort. Unsere gestrige Schweinswalsichtung haben wir in die Datenbank des Meeresmuseums Stralsund eingetragen. Heute wird Klar Schiff gemacht bevor wir an den Strand zum baden gehen. Hier wird ein Event vorbereitet, Chemnitzer Sportler bestreiten eine Art Triathlon von Zinnowitz nach Zingst, den iNSELMAN, initiiert vom Extrembergsteiger Jörg Stingl. Die heutige Schwimmetappe geht von der Südspitze Hiddensees nach Barhöft. Der MDR filmt alles mit und läßt dazu auch eine Drohne aufsteigen. Gegen 02:00 Uhr trifft Ingolf in Barhöft ein, wir trinken noch ein Wiedersehensbier auf der Impuls. Freitag 07. August. Ingolf lässt seine MY "Pauline" (5,6m, 80PS Außenborder) zu Wasser und kommt wieder zu uns an Bord. Er möchte segeln, also legen wir ab. An der Westküste von Hiddensee gehen wir vor Anker und vertreiben uns die Zeit mit baden, Bier trinken, schwatzen. Als sich am Himmel die Wolken verdichten und verdunkeln und der Wind auffrischt heißt es "Anker auf" und zurück nach Barhöft. Nach einem Gewitterguss fahren wir mit der "Pauline" durch den Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft ein Stück Richtung Zingst. Wieder Ankern und später zurück nach Barhöft. "Pauline" kann mit 20-25kn richtig schnell sein. Wir gehen zum Abendessen in das Hotel "Seeblick" und bekommen Hausmannskost, preiswert und richtig gut.
Barhöft - Stralsund
Samstag 08. August. Wir tanken und segeln weiter nach Stralsund. Ingolf eskortiert uns mit seiner Pauline. In der Stadt wird gebummelt und eingekauft, zurück an Bord gibt es Kip Curry und einen gemütlichen Abend auf dem Achterdeck. Sonntag 09. August. Im Hafen ist starker Schwell, die Festmacherleinen werden stark beansprucht. Ingolf verbringt den Tag an Bord seiner Pauline, er ist Richtung Greifswald gestartet. Wir erwarten Freunde am Abend. Dieter und Sarah wollen drei Tage mit uns verbringen und dann über Berlin zurück nach Offenbach fahren. Wir nutzen die Gelegenheit und schließen uns an. Wir wollen eine Segelpause einlegen und zu Hause nach dem Rechten sehen. Die Impuls bleibt 14 Tage in der Citymarina Stralsund. Wir bereiten unsere Abreise vor, und bald begrüßen wir unsere Gäste. Der Abend wird lang, wir verkosten reichlich den mitgebrachten Pfälzer Wein auf dem Achterdeck.
Stralsund - Neuendorf
Wegen der kurzen Zeit, die wir gemeinsam verbringen, ist nur "Ausflugssegeln" möglich. Wir legen nach ausgiebigem Frühstück in Stralsund ab und segeln nach Hiddensee. Unterwegs liest Dieter uns aus "Reinecke Fuchs" in der Adaption von Franz Fühmann vor. Im Hafen Neuendorf bekommen wir den letzten freien Liegeplatz. Wir leihen uns vier Fahrräder und fahren nach Kloster. Die Männer besuchen das Gerhard Hauptmann Museum, die Frauen gehen an den Strand zum baden. Wir fahren zurück nach Vitte, essen im Restaurant "Boje" und sind pünktlich in den "Post Hiddensee Apartments Vitte" zur Autorenlesung "Mit Ringelnatz auf Hiddensee". Ute Fritsch liest aus ihrem Buch Geschichten und Gedichte um Ringelnatz und Asta Nielsen und dem Künstlerleben im "Karusel". In der Abenddämmerung radeln wir zurück aufs Schiff und genießen den Pfälzer Wein. Rückblick: Wir kennen den Ort. Ende der siebziger Jahre trampten wir an die Ostsee. Über Schapprode kamen wir nach Kloster. Wir gingen zum Leuchtturm, verstecken uns vor den patrouillierenden Soldaten, lachten über unzählige Kaninchen auf den hügeligen Wiesen. Wir besuchten eine Lesung über Siegfried Lenz im Gerhard Hauptman Haus. Anschließend gingen wir an den Strand und verbrachten die Nacht in einem Strandkorb.