Flevoland
besteht fast ausschließlich aus Land, das erst im 20. Jahrhundert dem IJsselmeer abgewonnen wurde. Hauptstadt ist Lelystad. Die Provinz liegt im Durchschnitt fünf Meter unter dem Meeresspiegel. Das östliche und das südliche Flevoland bilden eine künstliche Insel mit einem schmalen Wasserstreifen zwischen Polder und Festland. Zu diesen Wasserstreifen zählen das Ketelmeer, das Drontermeer, das Veluwemeer und das Gooimeer.




Flevolandtörn


Südlich unserer Hafenausfahrt liegt die Hollandse Brug, die Hauptverbindung zwischen Flevoland und Nordholland. Die Brücke hat eine Durchfahrtshöhe von etwa 12 Metern. Zu wenig für unser Boot. Bevor wir in die Ostsee gehen, wollen wir den Randmeren (Ketelmeer, Drontermeer, Veluwemeer, Gooimeer) noch einen Besuch abstatten. Einziger Zugang für uns ist die nordöstliche Passage durch die Ketelbrücke. Ein wenig wehmütig bereiten wir unseren letzten Törn in Holland vor, diesmal ohne Roy und Ellis.

Muiderzand - Lelystad

Donnerstag 21. Mai. Wir legen vormittags ab mit Ziel Lelystad. Es ist sonnig warm und windstill. Am Muiderhoek auf dem Markermeer weht eine schwache bis mäßige Brise, das heißt Segel setzen. Wir fahren mit 4-6kn, so macht Segeln Spaß. In Lelystad fahren wir an der "Batavia" vorbei, einem Nachbau des 1629 vom Stapel gelaufenen VOC-Schiffes, welches auf seiner ersten Reise vor Australien auf ein Riff lief und sank. Vor der Houtribsluizen müssen wir 20 min warten und passieren die Schleuse problemlos. Weiter geht es nur mit dem Vorsegel zur Flevo Marina, wo wir 16:00 Uhr festmachen.

Lelystad - Kampen

Das Wetter ändert sich, die Sonne versteckt sich hinter grauen Wolken aber es bleibt noch trocken. Wir segeln 8sm bis zur Ketelbrug, vorbei am Kraftwerk Flevocentrale und an 28 im Wasser stehenden Windrädern. Durch die Ketelbrug geht es ins Ketelmeer, vorbei an der Insel IJsseloog. Wir segeln weiter durch das Keteldiep, passieren die Eilandbrug, dann die IJssel bergauf mit 1kn Strom gegenan zum Oude Buitenhaven (Passantenhaven). Die Einfahrt in den kleinen Hafen ist eng und unübersichtlich weil eine mittelgroße Windjammer die Sicht nimmt. Aber ein freundliches Winken vom Hafenmeister hilft uns den Liegeplatz anzusteuern. Schnell liegen wir fest und machen uns fertig zum Landgang. Über die Oudestraat laufen wir bis zur Bovenkerk. Kampen war früher eine wichtige Hafen- und Handelsstadt wegen seiner Lage an der IJsselmündung und trat im 15.Jahrhundert der Hanse bei. Später verlor Kampen an Bedeutung, da es Probleme mit dem Wasserstand gab. Geblieben ist eine sehr schöne Altstadt mit zahlreichen historischen Gebäuden. Vorbei am Stadttor Cellebroederspoort gehen wir zur Plantage, einem großen Platz nur mit Tischen und Stühlen.

Kampen - Harderwijk

Der Pfingstsamstag beginnt mit Regen. Hier soll eine Regatta stattfinden, deshalb müssen wir bis 10:00 Uhr raus aus dem Hafen sein. Bei der Ausfahrt begegnen wir der Viermastbark "Summertime", wir fahren in ihrem Kielwasser zur Eilandbrug und passieren die Brücke mit einer ganzen Armada von Traditionsschiffen. Trotz des Regens sind überall gut gelaunte Menschen an Bord. Nach der Ausfahrt Keteldiep schwenken wir backbord in die Fahrrinne vom Vossemeer ein. Wir sind hier fast allein. In der Roggebotsluis erzählt Eva einer Holländerin, die beim Schleusen hilft, von ihrer Beobachtung der guten Stimmung trotz Wind und Regen, da sagt sie: "Die Holländer sind bescheiden, wenn es nicht regnet ist schönes Wetter". Wir queren das Drontermeer bis Elburgerbrug. Hier wird erwartet dass man mit dem Handy anruft und den Code 3-2-1 eingibt, dann wird die Brücke automatisch geöffnet. Weiter geht es durchs Veluwemeer. Nach dem Aquadukt fahren wir vorbei am Dolphinarium, in den Gemeindehafen. Der Wind bläst beachtlich, die Box ist sehr eng und wir bieten Hafenkino, das die ältere Crew einer größeren Motorjacht neben unserer Box unterhält. Sie halten uns mit Bootshaken, Fendern und finsteren Gesichtern ab. Wir brechen das Anlegemanöver ab und fahren neu an, das klappt. Unser Landgang führt zum Marktplatz mit gut besuchten Restaurants. An der Grote Kerk ertönt Musik die uns zum Eintreten bewegt. Hier probt der Männerchor mit großer Orgel - Musik ist etwas Herrliches. Wir setzen uns und genießen. Zum Abendessen auf dem Marktplatz wählen wir wieder Spareribs, in der "Pepperbox". Zurück an Bord gibt es noch einen Sundowner.

Harderwijk - Elburg - Lelystad

Heute ist Pfingstsonntag und der Tag beginnt mit Sonne. Wir legen früh ab und motoren bei Windstille über das Aquadukt ins Veluwemeer. Hinter der Elburgerbrug fahren wir in den Havenkanaal zum Gemeentehaven Elburg. Wir legen zwischen zwei Lemsteraaken an und laufen in. die schöne Altstadt mit malerischen alten Häusern. Die Stadt ist sehr klein und gut besucht. Nach dem Zwischenstop fahren wir über das Drontermeer zur Roggebotsluis und weiter ins Ketelmeer. Hier weht eine sehr kalte, schwache bis mäßige Brise direkt von vorn. Nach der Ketelbrug segeln wir die letzten 10sm über das IJsselmeer nach Lelystad Flevo Marina.

Lelystadt - Muiderzand

Wieder ist es stark bewölkt und Regen ist angesagt. Hinter der Houtribsluis im Markermeer setzen wir Segel. Nach 8sm frischt es auf zur mäßigen Brise und wir fahren 7,7kn mit ordentlicher Schräglage auf Amwindkurs. Schon nach 4 Stunden erreichen wir Muiderzand. Beim Anlegerbier mit Ellis und Roy schwärmen wir von den neuen Eindrücken.

Drei alte Hansestädte in den Provinzen Oberijssel und Gelderland heben wir besucht, deren Lage sich durch Eindeichung der Zuidersee und Landgewinnung drastisch verändert hat. Kampen, mit seinen historischen Gebäuden, war die interessanteste Stadt. Harderwijk hat uns mit seinem Männerchor in der Großen Kirche zum Pfingstsonntag fasziniert. Der gesamte Törn waren etwa 120 Seemeilen.



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