"Nicht die Tatsachen beunruhigen die Menschen, sondern ihre Meinungen über die Tatsachen."
(Epiktet)



Préveza - Préveza

Cleopatra Marina Préveza

Am Samstag, dem 26.09.2020 hebt der vollbesetzte Condor Flieger zum Flughafen Aktio bereits um 04:45 Uhr ab. Wegen Corona mussten wir für die Einreise nach Griechenland ein "Passenger Locator Form" online ausfüllen. Am Anreisetag bekamen wir daraufhin eine Mail aus Griechenland mit einem QR-Code, der sowohl in Frankfurt als auch in Preveza kontrolliert wurde.
Vor einer Woche ist der mediterrane Hurrikan "Ianos" entlang der Westküste Griechenlands gezogen. Kefalonia und Ithaka wurden schwer getroffen. In der Cleopatra Marina hatte man unser Schiff mit doppelten Vorleinen belegt und weiter weg vom Steg verholt. Sturmschäden gab es hier aber nicht. Wir hatten eine neue Sprayhood bestellt, die auch geliefert und angebracht war, aber uns beiden nicht gefiel. Die Stimmung war am Boden. Wir verbrachten noch ein paar Tage in der Marina und bereiteten das Schiff für die Fahrt zu den Ionischen Inseln vor.
Zu den Ionische Inseln gehören neben vielen kleineren Inseln die sieben Hauptinseln: Korfu, Paxos, Lefkada, Ithaka, Kefalonia, Zakynthos und Kythira. Bis 1797 gehörten die Inseln zur Republik Venedig. Nach der Eroberung Venedigs durch Napoléon Bonaparte gelangten sie unter französische Herrschaft und bildeten 1800 unter russisch-osmanischem Protektorat die Republik der Ionischen Inseln, den ersten griechischen Staat der Neuzeit. Von 1807 bis 1814 standen sie erneut unter napoleonischer Herrschaft. Nach dem Sturz Napoleons übernahmen die Briten die Macht über das zunächst "Vereinigte Staaten der sieben Inseln" genannte Territorium. Unter britischem Protektorat bildeten sich 1817 die innenpolitisch autonomen "Vereinigten Staaten der Ionischen Inseln". 1864 traten sie nach einer Abstimmung im Parlament dem seit 1830 unabhängigen griechischen Staat bei.

Cleopatra Marina - Levkada Marina

Donnerstag 01.10.2020. Unser Herbsttörn beginnt mit Sonnenschein, aber wenig Wind. Wir motoren die betonnte Wasserstraße aus dem Ambrakischen Golf und legen Kurs auf die Einfahrt des Lefkada Kanals. Die Insel Lefkada (auch Lefkas) ist über eine bewegliche Schwimmbrücke mit dem Festland verbunden. Die Brücke öffnet tagsüber zur vollen Stunde. Als wir ankommen liegt schon eine Flotillie der englischen Chartergesellschaft "Sailing Holiday" in Warteposition. Wir zählen elf Boote. Nach der Brückenöffnung reihen wir uns ein und fahren vorbei am mittelalterlichen Kastell Santa Maura und der blauen Schwimmbrücke. Lefkada war als einzige der Ionischen Inseln längere Zeit von den Türken besetzt. Während des ▷ Venezianisch-Österreichischen Türkenkriegs wurde die Insel von Feldmarschall von der Schulenburg 1716 für die Republik Venedig zurückerobert. Nach etwa einer Seemeile fahren wir in die neue Lefkada Marina ein, die neben den alten Stadthafen gebaut wurde. Wir bekommen einen Liegeplatz am Steg der Chartergesellschaft "Sunsail", müssen aber am Samstag wieder ablegen. Entlang der Uferpromenade mit vielen Restaurants, Tavernen und Bars gelangen wir über enge Gassen der Altstadt zum Ethnikis Antistaseos Platz. Hier entscheiden wir uns für das Restaurant "Nautilus" und bekommen ein köstliches Mahl.

Levkas Marina - Nidri (Vlikho Bucht)

Samstag 03.10.2020. Die Marina belebt sich zum Wochenende, es ist Crewwechsel auf den Charterbooten. Wir legen bei reichlich Wind ab. Im Lefkada Kanal bläst er dann mit 25kn gegenan. Am Ende des Kanals lässt der Wind nach. Die malerische Einfahrt nach Nidri führt an den Inseln Sparti, Cheloni und Madouri vorbei. In Nidri gibt es mehrere Anlegestege. Wir versuchen über VHF einen freien Platz zu bekommen, werden aber freundlich abgewiesen, alles ist reserviert. Also geht es weiter in die dahinterliegende Vlikho Bucht. Hier gehen wir vor Anker und verbringen eine ruhige Nacht.

Nidri (Vlikho Bucht) - Sivota

Sonntag 04.10.2020. Am späten Morgen fahren wir aus der Bucht, überall das tiefe Grün der Pinien, Zypressen, Olivenbäumen und Kermeseichen, darin versteckt attraktive Anwesen. Gegenüber der Stadt Nidri liegt die Tranquil Bay, oberhalb der die ehemalige Villa des deutschen Archäologen ▷ Wilhelm Dörpfeld liegt. Dörpfeld arbeitete zusammen mit Heinrich Schlieman an Ausgrabungen in Troja und Mykene. Von ihm ist die strittige These, dass Odysseus Heimat, das historische Ithaka, auf Lefkada liegt. Nach der kleinen Kirche Agia Kyriaki direkt am Wasser fahren wir westlich. Backbord liegt die Insel Madouri, mit einem Barockhaus. Vor uns liegen die Inseln Skorpidhi und Skorpios, beides Privatinseln der Familie Onassis. 2013 wurden die Inseln an die russischen Erbin Ekatarina Rybolovleva verkauft. Ankern vor den Inseln ist jetzt nicht mehr erlaubt. Weiter geht es zwischen den Inseln Meganisi und Lefkada nach Süden zur Sivota Bucht, einem tief eingeschnittenen Naturhafen der bei allen Winden sicher sein soll. In der Bucht gibt es Anlegestege von den Tavernen "Stavros", "12 Gods" und "Delfinia". Vom Stavros Steg winkt man uns zu und hilft uns beim anlegen. Am Steg gibt es Strom und Wasser, das Liegen ist kostenfrei, man erwartet aber das die Gäste in der Taverne essen gehen. Machen wir auch und bestellen am Abend eine riesige Fischplatte.

Sivota - Sami

Dienstag 06.10.2020. Es ist bewölkt. Unser Ziel ist die Insel Kefalonia mit dem nördlichen Hafen Fiskardho. Dort angekommen finden wir keinen Liegeplatz. Wir fahren weiter nach Süden durch die Straße von Ithaka, die von der Ostküste Kefalonias und der Westküste Ithakas begrenzt wird. Der schmale Wasserweg erinnert an skandinavische Fjordlandschaften. Es geht vorbei an der kleinen Insel Daskalio. Auf der Höhe von Agia Effimia entscheiden wir uns zur Weiterfahrt nach Sami. Im alten Stadthafen weist uns der Hafenmeister einen Liegeplatz zu. Wir legen das erste mal römisch-katholisch mit Buganker an.

Sami - Vathi (Ithaka)

Freitag 09.10.2020. Trotz reichlich Wind gelingt das lichten des Ankers problemlos. Nach der Bucht von Sami können wir Segel setzen. Ziel ist der Molos-Golf auf der Ostseite Ithakas, der den Nord- und den Südteil der Insel trennt. Beide Teile sind nur noch über eine schmale Landenge verbunden. In einer tiefen Bucht liegt hier der Ort Vathi. Wir finden einen Liegeplatz am westlichen Kai. Unweit von uns ragt ein Segelmast aus dem Wasser. Eine gesunkene Charteryacht, Opfer des Hurrikans "Ianos".
Am nächsten Tag leihen wir uns ein Auto und fahren über die Insel. Zuerst geht es nach Süden Richtung der Arethousa Quelle. Auf der Anhöhe hat man einen herrliche Ausblick. Zurück über die Landenge fahren wir westlich die Straße nach Stavros. Das Archäologisches Museum ist leider geschlossen. Weiter geht es nach Exogi, wo Odysseus Palast gestanden haben soll. Aber die Historiker sind sich uneinig, Dörpfeld verortete ihn nach Lefkada und britische Forscher nach Kefalonia. Wir fahren noch zu den kleinen Häfen von Frikes und Kioni. Auf der Rückfahrt über Anogi erleben wir einen herrlichen Ausblick über den Molos-Golf und die Vathi Bucht.

"Sieh zu, daß du recht alt bist, wenn du in Ithaka vor Anker gehst. Reich beladen mit den Erfahrungen, die du auf deiner Reise gewonnen hast, erwarte nicht, daß dir die Insel Reichtum schenkt. Ithaka hat dir deine wunderbare Reise geschenkt. Ohne Ithaka wärst du niemals aufgebrochen." (C. P. Cavafy)

Vathi (Ithaka) - Sivota

Sonntag 11.10.2020. Als wir ablegen wird gerade das gesunkene Segelschiff geborgen. Wir fahren an Ithakas Ostküste Richtung Lefkada und sehen heute die Orte Kioni und Frikes einmal von der Seeseite. Ziel ist wieder die Sivota Bucht in der wir vor Schlechtwetter Schutz suchen. Angekommen gehen wir wieder an den Steg der "Stavros" Taverne. Als wir festliegen werden die nachfolgenden Boote neben uns so eng gelegt, das die Fender plattgedrückt werden. Als wir um Abhilfe bitten bekommen wir sehr unfreundlich zur Antwort: wenns uns nicht passt können wir ja an einen anderen Steg gehen. Machen wir auch, wir legen ab und verholen uns zur Taverne "Delfinia", die zwischen den "Sailing Holiday" Charterbooten noch einen Platz frei hat. Für den nächsten Tag sind Regnen und Sturm angekündigt. Als wir zum Abendessen in der Taverne sind, geht es los mit einem starken Gewitter. In der Bucht herrscht ein unangenehmer Schwell, wir werden recht heftig von einem Nachbarboot zum anderen gedrückt, die Spanten knirschen, gegen Mitternacht ist alles vorbei.

Sivota - Vathi (Meganisi)

Mittwoch 14.10.2020. Gestern war die "Sailing Holiday" Flotillie gestartet und wir hatten viel Platz am Steg. Heute soll es zur Nachbarinsel Meganisi gehen. Wir fahren östlich der kleinen Insel Thilia nach Norden und weiter in die Bucht von Vathi. Hier ist die Odysseus Marina beheimatet. Als wir über Funk nach einem Liegeplatz fragen wird uns als erstes der Preis genannt. dankend lehnen wir ab. Wir fahren zurück zum fast leeren Anlegesteg der Taverne "Karnagio". Hier hat man die Saison schon beendet, nur die Bar ist noch geöffnet. Und so genehmigen wir uns nach dem Anlegen auf Empfehlung aus dem Internet einen großen Aperol Spritz.

Vathi (Meganisi) - Preveza Marina

Donnerstag 15.10.2020. Am 19. Oktober haben wir einen Krantermin in der Cleopatra Marina bekommen. Bis dahin ist noch einiges vorzubereiten und so entschließen wir uns für die Rückfahrt nach Preveza. Durch den Lefkada Kanal geht es zurück zur Schwimmbrücke und weiter in den Ambrakischen Golf. Wegen des kräftigen Windes fahren wir erst einmal nach Lee in die Preveza Stadtmarina.

Preveza Marina - Cleopatra Marina

Freitag 16.10.2020. Am Morgen hat der Wind etwas nachgelassen, wir fahren über den Golf zur Cleopatra Marina. Das Anlegen an der Tankstelle und am Steg ist wegen starker Strömung und Wind nur mit Hilfe eines Marineros möglich. Die Zeit bis zum Auskranen vergeht schnell, Abends treffen wir uns mit anderen Seglern im Restaurant und dann ist es soweit, dass Schiff wird an Land gestellt.

Preveza

Montag 19.10.2020. Nach dem Auskranen fahren wir mit dem Taxi durch den Unterwassertunnel nach Preveza Stadt in das Hotel "Urania". Hier verbringen wir die Zeit bis zum Rückflug. Preveza liegt in der Region Epirus. Als Griechenland unabhängig wurde, verblieb Epirus beim Osmanischen Reich. Erst durch die Balkankriege 1912/13 konnten die Griechen den größten Teil von Epirus ihrem Staat anschließen. Der Norden fiel an Albanien. Mit einem Leihwagen erkunden wir die Umgebung. Die Reste der antiken römischen Stadt Nikopolis, welche durch Octavian nach seinem Sieg über Marc Anton und Kleopatra in der Seeschlacht bei Actium gegründet wurde. Die bekannte historische Brücke von Arta, in welcher der Legende nach der Baumeister seine Frau eingemauert haben soll. Die kleine Insel Koronisia im Ambrakischen Golf, wo man Flamingos beobachten kann und den bekannten Touristenort Parga.



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