"Wenn du denkst, Abenteuer seien gefährlich, dann versuch es mal mit Routine: Die ist tödlich."
(Paulo Coelho)




Palermo - Ragusa

Palermo - Cefalù

Donnerstag 12.09.2019. Sonnenschein, kein Wind, Motorboot fahren ist angesagt. Die Küstenlandschaft mit ihren Hügelketten, Kaps und Sandstränden ist reizvoll. In ruhiger Fahrt gleitet die Impuls über den Golf von Palermo nach Osten. Unterwegs plötzlich ein Rucken, danach vibriert der Motor stark. Wir haben uns da wohl wieder etwas im Propeller eingefangen. Die Stadt Cefalù liegt malerisch auf einem Hügel am Fuße des Capo Zerrano, der Hafen befindet sich hinter dem Kap. Bei der Einfahrt winkt uns ein Marinero zu und hilft beim Anlegen. Die Anmeldeformalitäten werden hier unbürokratisch erledigt, das Hafengeld wird bar bezahlt. Zum Abendessen laufen wir zum ausgedienten Leuchtturm und bei Sonnenuntergang sitzen wir bei einem Glas Wein in einem Restaurant über der Steilküste mit Blick aufs Meer. Tags drauf muss B. abtauchen und tatsächlich hatte sich eine Angelsehne mit einer Plastikfolie in unserer Schraube verfangen.

Cefalù - Capo d‘Orlando

Samstag 14.09.2019. Das Wetter ist unverändert sonnig, heiß und windstill und so fahren wir wieder Motorboot. Bald sehen wir an backbord die Inseln Alicudi und Filicudi, die zum Archipel der Liparischen Inseln im Tyrrhenischen Meer gehören. Am Nachmittag legen wir in der neuen Marina am Capo d‘Orlando an. Der touristische Yachthafen liegt weit weg von der Stadt bietet aber eine sehr gute Sanitäreinrichtung, einen Supermarkt, mehrere Restaurants und sonstigen Service für stattliche 80 Euro Liegegeld.

Capo d‘Orlando - Lipari

Sonntag 15.09.2019. Im Februar 2007 waren wir schon einmal mit einer Fähre in Lipari. Heute soll es auf eigenem Kiel dorthin gehen. Wir legen vormittags ab und sehen fern im Dunst die Insel Vulcano. Nach drei Stunden Fahrt sind wir an der Durchfahrt zwischen Vulcano und Lipari, an steuerbord sieht man hinter Lipari die Insel Salina. Die Landschaft mit den Vulkankegeln und zahllosen Felsklippen ist beeindruckend. Wir legen in Lipari in der Marina Portosalvo an, ein einzelner Schwimmsteg mit nur wenigen Liegeplätzen. Der Hafenmeister nennt den Preis für zwei Nächte und fragt "Brauchen Sie eine Quittung?", "No". Bei dieser Antwort übergibt der Marinero uns lächelnd eine Flasche Wein. So geht Italien. Vom Boot aus schauen wir auf den schönen Burgberg von Lipari. Der Schwell am Steg ist beachtlich, besonders wenn das Tragflächenboot hereinkommt. Unsere Leinen werden stark beansprucht. Als wir die normalen Festmacher mit unseren schwarzen 22 mm Leinen mit Ruckdämpfer austauschen bemerken wir, dass das Endstück der Relingschiene weggebrochen ist dort, wo die Festmacherleinen durchlaufen. Zwei 5 mm Schrauben hat es einfach abgeschert.

Lipari - Stromboli

Dienstag 17.09.2019. Am späten Vormittag legen wir ab zum Abenteuer Stromboli. Auf halber Strecke fahren wir an der Insel Insel Panarea vorbei. Vor der Insel liegen kleine unbewohnte Inselchen. Wir fahren zwischen der Insel Dattilo, vor der eine große Yacht liegt, und den Inseln Lisca Nera und Lisca Bianca hindurch. Ein kleines Fischerboot kommt auf uns zu und winkt mit einem Fisch, den es uns verkaufen will. Wir winken dankend ab. Heute steht Penne mit Sugo und Parmesan auf dem Speiseplan. Vor uns ragt aus dem Dunst der mächtige Kegel des Strombili auf. Die Caldera ist 924 m hoch. Wir fahren zum Nordostzipfel der Insel, nach San Vincenzo. Davor gibt es ein Bojenfeld, aber alle Bojen sind schon belegt als wir ankommen. Wie viele andere Segler lassen wir neben den Bojen auf 8 m Tiefe unseren Anker fallen. Wir liegen zwischen dem kleinen Stromboliccio, mit seinem weißen Leuchtturm, und dem Stromboli. Um uns herum etwa 25 Yachten. Das Wetter bleibt ruhig und unser Anker hält. Nachts sehen wir mehrmals ein rotes Leuchten am Gipfel, der Vulkan ist aktiv. Wir schlafen sehr gut in dieser Nacht.

Stromboli - Tropea

Mittwoch 18.09.2019. Am Morgen liegt eine dünne Schicht Vulkanasche auf dem Deck. Es ist sonnig und windstill. 10:00 Uhr gehen wir Anker auf. Mittags liegt im Achterwasser majestätisch der Stromboli, voraus erscheint im Dunst die Küste Kalabriens. Am Nachmittag legen wir in Tropea an. Die Marina liegt gut geschützt unter der Steilküste neben einem Badestrand mit weißem Sand. Zur Altstadt sind es nur 700 m aber sie liegt auf einem Felsen und so müssen wir über steile Treppenstufen aufsteigen. Oben angekommen hat man einen herrlicher Ausblick auf den Hafen, die Strände und das Meer. Tropea ist ein Touristenmagnet. Wir spazieren durch engen Gassen mit vielen kleinen Geschäften, Cafés und Restaurants. Nach einer Rast mit Mittagsmahl in einer kühlen und schattigen Gasse geht es zurück zum Schiff. Die andauernde brütende Hitze macht uns etwas zu schaffen.

Tropea - Villa San Giovanni

Freitag 20.09.2019. Wir lassen uns Zeit am Morgen weil unser nächster Hafen Porto di Palmi nur 18 sm entfernt liegt. Nach der Hafenausfahrt reihen sich an der Küste mehrere Badestrände aneinander. Wir fahren um das Capo Vaticano herum und sehen in der Ferne die hohen Masten der Hochspannungs-Freileitung über die Straße von Messina. Im Jahr 1994, als zur Stromversorgung ein Seekabel am Meeresboden verlegt war, wurden die Masten als Teil des Landschaftsbildes unter Denkmalschutz gestellt. Wir passieren den großen Industriehafen Gioia Tauro und fahren in die kleine Marina Palmi ein. Auf unseren Funk zur Anmeldung bekommen wir keine Antwort. Wir sehen auch keinen freien Liegeplatz, also müssen wir weiter. Auch im eine Stunde entfernten Fischerhafen Bagnara Calabra sind alle Liegeplätze belegt. Wir legen Kurs auf das Fischerdorf Scilla auf Festlandseite am Eingang der Straße von Messina. Der Ort hat seinen Namen von dem Meeresungeheuer Skylla, welches Odysseus sechs seiner Gefährten vom Schiff holte. Gegenüber auf der sizilianischen Seite haust Charybdis, das gestaltlose Ungeheuer welches ganze Schiffe in die Tiefe zieht. Passend zu diesen Legenden frischt plötzlich der Wind auf und wird immer stärker. Eine Strömung von knapp zwei Knoten steht gegen uns, der Wind erreicht Spitzen bis 8 Bft. Herbe Bedingungen. Nach Messina werden wir es nicht mehr bei Tageslicht schaffen. Also bleiben wir auf der Festlandseite und legen in der Dämmerung in der Marina dello Stretto in Villa San Giovanni direkt hinter dem Leuchtturm von Pezzo an. Hier müssen wir ohne jeglichen Service drei Tage abwettern. Es stürmt. Eine 13 m Motoryacht wird beim Anlegeversuch vom Wind vertrieben. Zuerst bekommt sie die Mooringleine unseres Nachbarn in die Schraube, als sie sich davon befreit hatte passiert das gleiche mit unserer Mooringleine. Wir müssen alle Kraft aufbringen, um das schwere Schiff von unserem abzuhalten. Viele Schaulustige, viele Helfer mit klugen Ratschlägen. Irgendwann kommen sie frei, weitere Anlegeversuche am Liegeplatz scheitern, der Skipper lässt das Schiff dann an die gegenüber liegende Kaimauer treiben.

Villa San Giovanni - Messina

Montag 23.09.2019. Endlich hat der Wind nachgelassen und wir können über die Straße von Messina nach Sizilien fahren. Es sind nur vier Seemeilen mit regem Fährverkehr und so legen wir bereits vormittags in der Marina del Nettuno an, die vor der Hafeneinfahrt des großen Fähr- und Industriehafens liegt. Man lässt uns längsseits an einem wackeligen Schwimmsteg festmachen. Wir zahlen stattliche 93 Euro Liegegeld, den Höchstpreis all unserer Segelreisen. Dafür haben wir kein WLAN aber den Lärm und den Schwell vom pausenlosen Fährverkehr. Manchmal braucht es schon etwas Humor, um das hinzunehmen. Die Kulisse von Messina ist geprägt durch die Palazzata, einer Palastzeile an der Hafenpromenade die durch Erdbeben mehrmals zerstört und immer wieder aufgebaut wurde. Von der Marina aus, dominiert das Stadtbild die auf einem Hügel liegend Kuppel der Kirche Sacrario di Cristo Re. An der Hafeneinfahrt vom Messina steht die goldene Statue der Madonna della Lettera. Auf der Mole darunter der Spruch: "Vos et ipsam civitatem benedicimus" (Wir segnen euch und die Stadt). Tags darauf laufen wir nochmals durch die Stadt, vorbei an der Universität zum Dom von Messina. Im daneben stehenden Glockenturm soll sich die größte mechanische Uhr der Welt befinden.

Messina - Riposto

Mittwoch 25.09.2019. Wir verlassen den Hafen und fahren entlang der Küste nach Süden. Nach der Hafenausfahrt zeigen sich großflächige Wasserwirbel auf der Meeresoberfläche. Hier treffen das Tyrrhenische Meer aus dem Norden und das Ionische Meer aus dem Süden aufeinander. Da das Ionische Meer kälter und salzhaltiger ist, entsteht an der Oberfläche eine Strömung nach Süden und unter der Oberfläche eine nach Norden. Auch Ebbe und Flut machen sich an dieser engen Stelle deutlich bemerkbar. Uns schenkt die Strömung heute zwei Knoten Fahrt. Langsam nähern wir uns Taormina. Wir besuchten den Ort auf dem Felsen über der Küste schon einmal als wir im Februar 2007 in Sant Alphio Garden in Giardini Naxos unseren Urlaub verbrachten. Erinnerungen werden aufgefrischt. In der Bucht vor Taormina ankern stattliche Yachten. Über dem Ätna bilden sich Rauchwolken. Wir legen im Porto dell Etna in Riposto an, endlich wieder mal wieder ein Hafen ohne Schwell. Die kleine Stadt Riposto ist für ihre Fischmärkte bekannt. Nach unseren Erfahrungen scheinen die Zeiten der exzellenten italienischen Küche vorbei zu sein. Die Bewertungen im Internet sind oft irreführend. Im Restaurant Marricriu aber haben wir Glück. Es gibt einen frischen, hervorragenden gegrillten Schwertfisch mit einem Sugo aus Kapern, Oliven, Stangensellerie und Tomaten.

Riposto - Catania

Freitag 27.09.2019. Das Wetter ist unverändert sonnig. Wir legen ab und fahren unter Motor aus dem Hafen. Plötzlich gibt es eine leichte Brise, wir können endlich wieder einmal segeln. Hinter dem Capo Mulini fahren wir an den Zyklopeninseln aus Basaltfelsen vorbei auf die große Hafenanlage von Catania zu. Im Hafen liegt das Kreuzfahrschiff "Mein Schiff 2" an dem wir vorbeifahren. Im Club Nautico Etneo gibt es wieder nur einen wackeligen Schwimmsteg ohne weiteren Service. Wir gehen in die Stadt. Auf dem Weg zur Uni schauen wir eine Weile den Vorbereitungen einer kirchlichen Trauung zu. In Zentrum besuchen wir die Kathedrale und erinnern uns wieder an unseren Urlaub hier. Wir laufen noch zum Fischmarkt, der aber schon geschlossen ist. Obwohl es noch viel zu früh fürs Abendessen ist suchen wir ein Restaurant. Wir finden in Hafennähe ein Steakhouse welches gerade öffnet. Und so essen wir neben einer Moschee sehr leckere Spareribs. Am Abend auf dem Schiff hallt der Lärm des gegenüber liegenden Fährhafen zu uns. Als es ruhiger wird beginnt in eine Bar am Ufer wieder die Party mit ohrenbetäubender Diskomusik. Beim Studium des Wetters lesen wir von einem Kälteeinbruch in Italien, Adria und Griechenland. Das bedeutet stürmisches Wetter. Wir beschließen, unsere Reise nach Ragusa zu beschleunigen.

Catania - Syrakus

Samstag 28.09.2019. Am Nachmittag soll in Syrakus der Wind stark auffrischen. Deshalb wollen wir zeitig dort sein und legen früh ab. Draußen versuchen hunderte von kleinen Booten ihr Jagdglück mit der Angel. Wir legen Kurs auf das Capo Santa Croce und fahren durch die Ansammlung der Boote. Hinter dem Kap in der Bucht vor Augusta, befindet sich eine große Ölraffinerie. Nach dem Capo Panagio sieht man die Neustadt von Syrakus mit ihren tristen Hochhäusern. Weiter südlich erscheint die Insel Ortiga mit der Altstadt. Hier gründeten um 730 BC. griechische Siedler aus Korinth die Stadt Syrakus. Dichter wie Aischylos, der Philosoph Platon und der Mathematiker Archimedes lebten hier. Wir fahre um die Insel Ortiga zur Westseite in die Marina Yachting. Abgelenkt von der Altstadt und dem Castello Maniace wären wir fast auf den unter Wasser liegenden Cani Felsen gefahren. Wir hatten dieses mal Glück und sind mit dem Schrecken davongekommen. Zur Mittagszeit liegen wir fest in der Marina und später nimmt der Wind wie prognostiziert deutlich zu. Die Altstadt ist sehenswert, wie gehabt enge Gassen, Restaurants, Souvenirläden, Dianabrunnen, Kathedrale, Castello.

Syrakus - Marzamemi

Montag 30.09.2019. Nur noch zwei Segeltage, dann sind wir am Ziel dieser Saison. Wir verlassen die Marina, und schauen zurück auf die sandsteinfarbene Festung der Altstadt, die in der Morgensonne erstrahlt. Hinter dem Capo Murro di Porco setzen wir Segel und können mit einer schwachen bis mäßigen Brise bei ruhigen Meer und Sonnenschein bis Marzamemi segeln. Bei der Anmeldung fragen wir nach einem Fahrrad für den anstehenden Einkauf. Kurz entschlossen gibt uns der alte Hafenmeister sein Auto für den Einkauf - großartig.

Marzamemi - Marina di Ragusa

Dienstag 01.10.2019. Nach der Hafenausfahrt legen wir Kurs auf das Capo Passero und umrunden es. Zwei Seemeilen weiter fahren wir vorbei am Dorf Porto Palo mit dem Leuchtturm Cozzo Spadaro und weiter zur Insel delle Correnti, der am weitesten südlich gelegenen Spitze Siziliens, um die herum viele für Schiffe gefährliche Felsen und Wracks liegen. Nach der Insel motorsegeln wir gemächlich zur Marina di Ragusa. Ein Marinero im Schlauchboot empfängt uns an der Hafeneinfahrt, erkundigt sich, ob wir den Winterplatz gebucht haben und nach kurzer Verständigung mit dem Hafenbüro geleitet er uns zu unserem Liegeplatz. Am Abend feiern wir unser Ankommen nach 1.500 Seemeilen in diesem Jahr mit reichlich Wein.

Der Yachthafen ist groß und modern ausgebaut, wir glauben das man hier sicher liegt. Aber, es ist eine Marina der "weiten Wege". Hafenbüro und Sanitärtrakt sind 500 m entfernt vom Liegeplatz, zum Einkauf gibt es nur einen Supermarkt der 2 km entfernt ist. Großes Manko ist das leistungsschwache bis nicht funktionierende WLAN am Schiff. Bei bestimmtem Wetterlagen liegt ein unangenehmer Geruch von Silage über der Marina.

Fazit: wir sind im Frühjahr in Benalmádena gestartet und haben uns in Spanien auch Zeit genommen, verschiedene Städte im Hinterland zu besuchen. Wir haben prachtvolle Architektur und Kunst gesehen, sehr gut gegessen und herzliche Gastfreundschaft erlebt. Über die Balearen kamen wir nach Sardinien. Landschaftlich wunderschön. Hier wurden wir ebenso gastfreundlich behandelt, nur waren die Marinas nicht so gut ausgestattet wie in Spanien aber wesentlich teurer. Zum Abschluss ging es nach Sizilien. Die Preise gingen weiter rauf, der Service weiter runter. Das große Bella Italia Gefühl wolltet sich einfach nicht einstellen. Die Städte haben ihre schönen Plätze, aber es gibt überall Restaurierungsstau. Viele Trattorias, Osterias und Ristoranti bieten ähnliche Speisekarten und selten fanden wir ein Gericht, das man gerne weiter empfiehlt. Nun, unser Favorit am Mittelmeer bleibt Spanien. Mal sehen, was uns nächstes Jahr in Griechenland erwartet.



weiter ...