Transatlantik Kreuzfahrt 2014
Auf See
Donnerstag 11. Dezember. Morgens 05:00 Uhr ging plötzlich das Notlicht an. Dann gab es starke Erschütterungen gefolgt von einer beängstigten Stille. Die erste Durchsage: "Echo, India, Victor ... Echo, India, Victor ...". Später: "Es besteht kein Grund zur Beunruhigung. Es gibt ein kleines Feuer an Bord, aber es ist alles unter Kontrolle". Wir stehen auf und gehen aufs Achterdeck. Auch andere Passagiere, manche schon mit Rettungswesten ausgerüstet, finden sich dort ein. Das Schiff treibt antriebslos mitten im Atlantik, aus dem Schornstein steigt schwarzer Rauch auf, es riecht nach verbrannter Plastik - war's das jetzt? Es ist sehr still auf dem Achterdeck, alle warten angespannt auf die spärlichen Informationen über die Bordlautsprecher. Wir werden informiert, dass einer der an Bord befindlichen Hauptstromgeneratoren Feuer gefangen hat. Nach etwa einer Stunde folgt die Durchsage, dass das Feuer nun gelöscht sei. Crew und Service werden aufgefordert, den Dienst wieder aufzunehmen. Wir setzen die Reise nach Antigua mit Kurs 254° fort, erst mit nur 10 Knoten Fahrt, später aber dann wieder mit 17 Knoten. Der "Black Out" hatte zur Folge, dass den ganzen Tag technische Kontrollen stattfanden. Beim Abendessen wird das Ereignis diskutiert. Die schönste Geschichte liefert der an unserem Tisch sitzende Badener. Er sagte am Morgen zu seiner Frau nur: "Dreh dich um, sei müd" - herrlicher Humor. Noch drei Seetage Am Abend Galadinner. Die Speisen sind wie sonst auch, nur der Service und die Gäste tragen Galauniform. Das Tischgespräch wird wieder von den Brandenburgern dominiert und geht uns furchtbar auf die Nerven - Es interessiert niemanden, welchen Klodeckel die Beiden zu Hause haben, zumal sie die Geschichte nun schon zum zweiten mal erzählen. Als das Dinner unterbrochen wird und der Service eine laute Tanzeinlage darbietet reicht es uns. Wir gehen aufs Achterdeck und verbringen einen schönen Abend im Gespräche mit zwei Rheinländern und zwei Wormsern und einem Mathematikprofessor aus Niedersachsen. Die Costa Luminosa nähert sich langsam der Karibik. Loxodromen nennt man die Wege mit konstantem Kompasskurs. Auf den Seekarten in der Mercator-Projektion werden sie als gerade Linien abgebildet. Auf der Kugeloberfläche sind sie aber nicht geschlossen (Ausnahme 0° und 90°). Sie winden sich spiralförmig um die Erde herum und nähern sich asymptotisch den Polen. Die gerade Linie auf der Seekarte ist also nicht der kürzeste Weg. Die kürzesten Verbindungen auf einer Kugeloberfläche sind die Orthodromen. In der Seekarte beschreiben sie eine Kurve. Auf der Orthodrome ändert man den Kurs im Verlaufe der Reise kontinuierlich. Die Streckendifferenz dürfte bei einer Transatlantikfahrt etwa 25sm betragen. Am letzten Seetag gibt es eine Informationsveranstaltung zu Antigua. Im Theater auf der Bühne stellen sich zwei dauergrinsende Einkaufsberater vor, die die "einmaligen" Einkaufsmöglichkeiten anpreisen und Edelsteinseminare abhalten. Sie erzählen, dass die karibischen Inseln gerne von den Amerikanern für zollfreie Einkäufe besucht werden. Antigua soll direkt am Pier dafür zehn "zertifizierte" Geschäfte bieten, vorwiegend für Luxusuhren und Edelsteine- zum weglaufen. Haben wir dafür den langen Weg über den Atlantik gemacht? Moderne Kreuzfahrten sind zu Kaffeefahrten mutiert. An Bord überwiegend ältere Leute und unterwegs sowie in den Häfen versucht die Kreuzfahrgesellschaft immer etwas zu verkaufen.
St. John's (Antigua, Antigua & Barbuda)
Antigua & Barbuda gehören zu den British Leeward Islands und sind unabhängige Staaten im British Commonwealth. Antigua ist die Insel mit den 365 Stränden. Zahlreiche Hotels und Apartmentanlagen mit mehr als 200.000 Besuchern jährlich (davon 5% Deutsche). Hier leben 80.000 Einwohner, meist Nachfahren afrikanischer Sklaven. Früh am Morgen schauen wir vom Achterdeck zu, wie die Heckleinen festgemacht werden, dann gehen wir von Bord. Am Pier vor dem Bug des Schiffs hat sich eine Steel Band aufgestellt und spielt tatsächlich Reggae - welch schöne Begrüßung und Abwechslung nach dem tagelangen ChrismasPop auf dem Schiff. Hinter dem Hafentor hoffen zahlreiche Taxifahrer auf gutes Geschäft. Nach wenigen Metern erhalten wir das Angebot: Inselrundfahrt für 20 USD p.P. Wir fahren mit 6 weiteren Gästen in einem alten Bus los, verlassen St. Johns und fahren auf dem Sir Sydney Walling Hwy. vorbei an einer verfallenen Zuckerfabrik und am neuerbauten Cricket Stadium (V. Richards Stadium). Unser Fahrer, Big Jim, erklärt uns seine Insel, die 1981 ihre Unabhängigkeit erhielt. Bald erreichen wir Falmouth Harbour. Wir fahren nur zu viert weiter zum English Harbour. Für weitere 8 USD p.P. besichtigen wir Nelson's Dockyard incl. Museum. Leider im Schnelldurchgang, denn wir bekommen nur eine halbe Stunde Zeit. Es ist schön hier, die Anlage ist restauriert, alles sauber und gepflegt. Gut gelaunt geht es weiter über steile Serpentinen hinauf zu Shirley Heights, einem wunderschönen Aussichtspunkt. Von hier oben sieht man die Yachten in der Bay, die Landspitze mit Eric Claptons Anwesen "Standfast Point" und die Inseln Guadeloupe und Montserrat. Dann geht es zurück nach Falmouth Harbour, weiter zu einer alten Kirche, dann östlich in den Fig Tree Drive, der landschaftlich schönsten Strecke der Insel. Um uns herum üppiges Grün, die Mimosen blühen leuchtend orange und Bougainvillea setzt gelbe und rote Farbtupfer dazu. Wir sehen erstmalig im Leben ein Ananasfeld, Eva war gar nicht bewusst, dass Ananas eine Feldfrucht ist. Am Ende unseres Ausflugs erreichen wir Morris Bay, mit hellem Sand und türkisfarbenem Wasser. Unser Guide zeigt uns schöne Hotelstrände und weitere Badebuchten. An der letzten Bucht vor der Stadt werden Badewillige für 3,5h abgesetzt. Das ist uns zu lang und wir entscheiden, sofort zurück nach St. Johnes zu fahren. Wir bummeln durch die Hauptstraßen der kleinen Stadt, St. Mary's Street, Market Street, High Street und schauen auch mal in ein Geschäft. Wir suchen Free WiFi, aber es funktioniert nicht mit Android, nur die IPhones haben Empfang. Wir gehen zurück an Bord.
Roadtown (Tortola, British Virgin Islands, GB)
Dienstag 16. Dezember. Anlegemanöver haben ihren Reiz für uns, vom Achterdeck schauen wir zu, wie das Schiff gegen 08:00 Uhr beidreht und in der Road Bay ankert. Eingebettet in sanfte Hügel liegt die Stadt Hauptstadt Roadtown vor uns. In der Bucht ankern viele Yachten. Wir haben es heute nicht eilig. Am späten Vormittag fahren wir mit dem Tenderboot zur Pier. Das Wetter ist regnerisch. Wir gehen in die Village Cay Marina, suchen Free WiFi und werden bei einer Cola für je 4 USD fündig. Die ersten Regenschauer wettern wir hier ab. Dann wollen wir zum Botanic Garden laufen. Nun fängt es richtig an zu regnen. Wir flüchten vor den Wolkenbrüchen in ein Bekleidungsgeschäft. Es gibt hier schöne Nautica Sachen, aber die Angebote sind viel zu teuer. Draußen überflutet der Regen langsam die Straßen und es sieht nicht nach einem baldigen Ende aus. Wir lassen uns eine Plastiktüte geben und verstauen Fotoapparat und Handtasche zum Schutz vor der Nässe. Dann wagen wir uns raus und laufen zurück zur Pier. Nass bis auf die Haut erreichen wir das Schiff, am Eingang versorgt uns ein Steward mit trockenen Handtüchern, die wir dankbar umhängen. Nach einer heißen Dusche mit trockenen Kleidern gehen wir an die Bar für einen Whisky gegen die Erkältung. Beim Ablegen 16:30 Uhr scheint die Sonne. BVI (British Virgin Islands, 50 kleine Inseln) ist britisches Protektorat. Tortola ist mit 14.000 Einwohnern die größte Insel. Die Hauptstadt Roadtown wurde 1648 von Holländern gegründet. Hier ist mit dem Charterunternehmen "Moorings" (200 Yachten) ein Zentrum des Segelsports. Auffallend war, das hier viele Katamarane liegen.
Catalina Island (Dominikanische Republik)
Mittwoch 17. Dezember. Catalina Island ist eine kleine Insel im Südosten der Dominikanischen Republik, südlich der Städte La Romana und Altos de Chavon. Hier mündet der Rio Chavon, auf dem Francis Coppola seinen Film "Apocalypse Now" drehte. Das unbedeutende Eiland Catalina ist von Costa gepachtet, bis auf ein Hotel ist die Insel nicht bewohnt. Als wir aufstehen liegen wir schon auf Reede. Wir nehmen uns heute Zeit, da das Ausbringen mit den Tenderbooten immer recht langwierig ist. Eva trinkt auf dem Achterdeck noch einen Kaffee. "Ich habe Nummer 78, jetzt ist erst 49 dran, eine solche Fehlorganisation habe ich noch nicht erlebt" sagt eine ältere Hamburgerin. "Das ist wohl ihre erste Costa Kreuzfahrt ?" Eva bejaht und fragt zurück, woher sie das wüsste. "Habe ich an ihrer roten Anfängerkarte gesehen, ich habe Gold-Pearl". Im weiteren Verlauf berichtet die Dame, daß sie eine teure Kabine am Bug des Schiffes bewohnt. "Und stellen Sie sich vor, jeden Abend ruft mich der Kapitän an, ich soll mein Licht ausmachen oder die Vorhänge zuziehen. Es würde ihn bei der Navigation stören. Am Anfang hab ich das auch gemacht, weil ich zeitig ins Bett gegangen bin, jetzt mache ich das nicht mehr, ich hab soviel Geld bezahlt für die Kabine, ich mache jetzt volles Licht an, dabei kann ich selbst schlecht einschlafen". Dann beschwert sie sich noch über eine Nachbarkabine in der laute Musik läuft. "Wissen sie was ich jetzt mache? Ich stelle bei meinem Fernseher die Weihnachtsmusik auf laut und verlasse heimlich die Kabine." Kreuzfahrten können so unterhaltsam sein, fast Comedy Live. Ein Schweizer beschwert sich etwas später: "Ja, wenn man jetzt schon eine Kabine für 400€ verkauft, braucht man sich doch nicht wundern, was da für Leute aufs Schiff kommen." Nach dem Mittag fahren wir an Land. Alles war perfekt organisiert. Der Service hat über Nacht den Strand zum Leben erweckt- es gab ein Buffet, Bars, Liegen, Sonnenschirme und Unterhaltung. Dazu weißer Strand, Palmen und türkisfarbenes Wasser - Kitschpostkarte. Wir genießen es. Am Abend auf dem Achterdeck fragt der Badener einen vorbeistolzierenden Dreistreifen-Offizier, an welcher Insel wir denn gerade vorbeifahren. Achselzucken. Wenig später der Nächste. Auch der wusste es nicht. Erst der Dritte wusste, dass es Hispaniola war. Ob das mit dem Licht in der Kabine der Hamburgerin in Zusammenhang gebracht werden kann? Eva hat die Dame später nochmals getroffen und nach den Kapitäns-Telefonaten gefragt. "Der ruft nicht mehr an, der war ja selbst da. Ja eines Abends hat er an der Kabinentür geklopft. Dann haben wir uns geeinigt. Ich ziehe in eine neue Kabine, die wäre eigentlich noch ein bischen teurer". Dabei lächelt sie.
Grand Turks (Turks and Caicos Islands, GB)
Donnerstag 18. Dezember. Die TCI's haben 14.000 Einwohner und sind ein von GB abhängiges Gebiet. Hauptstadt ist Cockburn Town auf Grand Turk. Wir legen 12:00 im Nirgendwo an. Neben uns liegt ein gleichgroßes Kreuzfahrtschiff, die "Carnival Glory", von Miami kommend. 6.000 Leute werden in eine speziell angelegte Shopping Mall mit Duty Free, Edelstein-, Luxusartikelshops und Restaurants ausgespien. Von Insellandschaft und -kultur keine Spur mehr. Wir versuchen Free WiFi zu bekommen, auch das gelingt nicht. Wir sind von dieser amerikanischen Kreuzfahrt-Subkultur enttäuscht. Wer die Karibik kennenlernen will, sollte dafür keine Kreuzfahrt buchen. Beide Schiffe legen gegen 18:00 ab. Am Abend beim Galadinner gibt es wieder eine Tanz- und Gesangseinlage, dieses Mal wird die italienische Seele und das Temperament dabei ausgedrückt. Danach noch viel Spaß mit Coco & Mischa auf dem Achterdeck. Im badischen Dialekt: "Was ist der Unterschied zwischen Frauen und Wolken? Gibt keinen, wenn sie weg sind wird's schön."
Miami (Florida, USA)
Samstag 20. Dezember. Ankunft 08:00 im Port Miami. Die Hafenanlage befindet sich in der Biscayne Bay auf der künstlichen Insel Dodge Island am Atlantik. Um schnell von Bord zu kommen, haben wir einen Ausflug, Stadtrundfahrt Miami mit Transfer zum Flughafen (31,- EUR p.P.), gebucht. Aus dem schnellen Ausschiffen wurde aber nichts. Die amerikanischen Behörden machten Probleme und die Costa Crew war nicht in der Lage für geordnete Verhältnisse an Bord zu sorgen. Nach zwei Stunden nervenaufreibendem Schlange stehen konnten wir endlich von Bord. Mit dem Bus und einer ukrainischen Reiseleiterin ging es über den MacArthur Causeway vorbei an Palm Island, eine der mondänsten und teuersten Wohngegenden, nach Miami Beach. Auf der Collins Avenue fahren wir durch das Art Déco-Viertel, jenes größte zusammenhängende Gebiet von Häusern in diesem Baustil. Zweimal rechts abbiegen und wir sind auf dem berühmten Ocean Drive, parallel zum Atlantik. Danach geht es zum Bayside Marketplace in Downtown Miami. Der Marketplace ist eine halboffene Mall und liegt nahe dem Kreuzfahrtterminal. Wir gehen in den Foodcourt im 2. Stock und essen etwas. Eine weitere halbe Stunde bummeln wir durch die touristische Einkaufspassage, Manche Auslagen erinnern an den Flohmarkt in Offenbach. So richtig begeistert uns Miami nicht. Wir sind gegen 13:00 Uhr am Flughafen. Nach stundenlangem Anstehen und Warten heißt es für uns 17:00 Uhr Rückflug nach Frankfurt.weiter ...